Lieber Freund, mein Lehrer und Mentor,
ich schreibe Dir diesen Brief am Abend vor meiner Abreise nach Indien.
Du hast meine unendliche Dankbarkeit, dass Du dich einverstanden erklärt hast, meine persönlichen Dinge bis auf weiteres für mich zu erledigen und auch Kater Einstein in der Zwischenzeit zu betreuen. Er braucht nun viel Zuwendung und Liebe, umso mehr, als er sich von mir seit den letzten turbulenten Ereignissen rund um unser neues Logis, total abgewendet hat und mir nicht mehr zugeht. Er scheint mich zu fürchten.
Ich habe nun doch den Auftrag meines Chefredakteurs angenommen, nach Indien zu fahren und diese Reportage über eine Sekte, die großes Aufsehen erregt hat, zu machen.
Eigentlich wollte ich in Wien bleiben und endlich mein Buch fertig schreiben, doch haben sich Dinge ereignet, die von mir nicht mehr beherrschbar sind. Ich muss Abstand gewinnen, mental und auch physisch. Ich bin mit Drogen in Berührung gekommen, die ich hoffe dort, wo ich hinfahre; wieder aus meinem Körper und Geist zu bekommen.
Ich will Dir jedoch die Geschichte nicht vorenthalten, schon alleine deswegen, damit Du meine Handlungsweise auch verstehst!
Hier die letzten, entscheidenden Ereignisse:
Das gefundene Loft mit großer Terrasse war genau das Richtige für einen erfolgreichen Journalisten und Schriftsteller, der hin und wieder mit einer Schreibstörung zu kämpfen hat.
Wie Du weißt, suchte ich lange nach einem ruhigen Plätzchen, wo ich auch meinem Drang nach Sicht auf den freien Himmel stillen konnte und mein Refugium von Nachbarn nicht einsehbar ist. Andererseits wollte ich auch wieder nicht allzu weit vom Stadtzentrum entfernt sein.
Nach langem Suchen habe ich es gefunden, mein Traumdomizil. Es befindet sich auf dem Dach der aufgelassenen Glasmanufaktur in Ottakring. Du kennst sie ja, wir Kinder haben da, trotz Verbote und Ermahnungen immer unsere wilden Abenteuer erlebt und gespielt.
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