Seine Stimme sank tiefer, weicher.
Sie merkte, wie ihre Schultern sich anspannten, als er die nächste Passage sprach – jedes Wort fiel wie ein Atemzug auf ihre Haut. Ihre Hände lagen still auf dem Tisch, aber ihre Finger bewegten sich unruhig. Sie wollte, dass er aufhören würde. Dass es ihm zu peinlich wäre. Oder dass es ihm einfach zu dumm wäre. Doch nichts davon geschah. Wort für Wort gab er wieder, was auf dem Papier stand – und holte es damit auf eine für sie beinahe unangenehme Art ans Licht.
Als er geendet hatte, drehte er das Blatt um.
„Na?“, fragte sie. „Gefällt’s dir?“
Er schob die Lippen leicht vor, ein müdes, ironisches Lächeln.
„Es ist gut geschrieben“, murmelte er. „Aber…“
„Aber?“
„Es klingt nicht nach dir.“
Ein kurzer, schneidender Moment. Ihre Stimme wurde leiser. „Wie meinst du das?“
„Ich kenne dich. Und das hier – das ist nicht, was du fühlst. Nicht, was dir entspricht. Und nicht das, was Dich anmacht. Oder ausmacht.“
„Ich habe eine Geschichte geschrieben, keine Beichte.“
„Doch, Anna. Bei dir läuft das zusammen. Das, was du schreibst, ist immer ein Stück von dem, was du verheimlichst.“
Sie errötete. „Und was verheimliche ich deiner Meinung nach?“
Er legte die Hand auf die Lehne ihres Stuhls, kam näher. „Das, was du eigentlich bist, wenn du aufhörst, dich zu inszenieren.“
Sie spürte seinen Atem, warm und rhythmisch gegen ihren Nacken.
„Das hier“, flüsterte er, „ist Fiktion für Fremde. Aber ich kenne die Wahrheit.“
„Welche?“ Ihre Stimme war gehaucht.
„Dass du nicht erobert werden willst. Du willst erobern. Nur manchmal so tun, als würdest du dich ergeben. Aber in Wirklichkeit hast du immer die Oberhand.“
Sie wollte etwas sagen, doch er trat hinter sie. Seine Hände lehnten sich rechts und links auf die Tischplatte, sie saß gefangen zwischen Holz und seiner Nähe.
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