„Wenn du ehrlich wärst,“ flüsterte er, „würdest du schreiben, wie du aufforderst, indem du dich unterwirfst. Wie du steuerst, obwohl du ganz zahm wirkst. Nicht, wie man dich zähmt.“
„Du redest wieder, als wärst du mein Analytiker.“
„Nur, weil du mich darum gebeten hast.“
Sie drehte den Kopf leicht nach oben, traf seinen Blick. „Oder weil du nicht aufhören kannst, mich zu lesen.“
„Ich lese dich lieber als jede Geschichte. Du bist viel spannender. Und realer. Manchmal mag ich es eben greifbar, nicht abstrakt. Zudem kann ich dich beeinflussen, deine bereits geschriebenen Worte nicht mehr.“
Er ließ die Finger ihrer Schulter entlanggleiten – nicht fordernd, aber zielbewusst. Der Stoff ihres Pullovers spannte sich.
„Wenn ich dich anfasse“, sagte er leise, „weiß ich sofort, ob du noch denkst und planst oder schon fühlst.“
Sie schloss kurz die Augen.
„Und jetzt?“
„Jetzt fühlst du.“
Seine Hand wanderte langsam an ihrem Hals entlang, nur der Daumen strich über die Haut, als wollte er prüfen, wie weit er gehen durfte.
Sie blieb still. Das Schweigen war ihre Zustimmung.
Dann hörte sie wieder seine Stimme, tiefer diesmal:
„Wenn du über dich schreibst, tust du es mit angezogener Handbremse. Auf dem Papier bist du brav genug für deinen Kursleiter – damit er nur ja nicht ahnt, worauf du wirklich stehst. Damit er nur ja nicht hinter deine brave Fassade blickt.“
Ein trockener Laut kam über ihre Lippen. „Vielleicht schreibe ich ja doppelt. Ein Text für die Welt, naja, zumindest für diesen Kurs. Und einen zweiten, nur für dich. Und für mich.“
„Dann will ich, dass du den für mich jetzt anfängst.“
„Hier?“
„Hier.“
Er zog ihren Stuhl ein Stück zurück, drehte ihn leicht. Sie war ihm jetzt zugewandt.
Ihre Knie berührten sich, als er sich wieder über sie beugte, nah genug, dass sie seinen Duft roch – Kaffee, Vetiver, Papier.
Sein Daumen glitt über ihre Lippe, als würde er prüfen, ob die Worte noch da waren.
„Sag mir, was du im nächsten Absatz schreiben würdest.“
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