Marita, Tina’s Mutter kniete neben mir und drückte den Stoff auf die Schnittwunden, die quer zur Hand, völlig übereilt und stümperhaft, ausgeführt waren. Wie dumm, selbst dafür war ich zu blöd. Warum war selbst der liebe Gott gegen mich und ließ mich nicht zu meiner Frau?
„Er soll sich beeilen und den Krankenwagen auch gleich bestellen! Leon hat versucht sich umzubringen!“, rief sie hinter sich. Ich konnte mir das in meinem Dämmerzustand nur so erklären, dass auch mein Schwiegervater, Walter, in meiner Wohnung herumlungerte. Ich hatte sie nicht herbestellt, was wollten sie hier, wie sind sie hier reingekommen?
Ach ja, der Ersatzschlüssel. Tina hatte ihn mal unter dem Blumentopf versteckt, nachdem ihr der Wind die Tür zugeschlagen und sie sich unsanft ausgesperrt hatte.
Bis gestern mochte ich meine Schwiegereltern. Sie waren keine von diesen Schwiegermonstern, sondern immer sehr herzlich gewesen. Wir hatten immer einen guten Draht zueinander, doch jetzt hinderten sie mich mit aller Gewalt daran, meine Frau im Raum der Engel zu treffen. Und genau dafür hasste ich sie in diesem Augenblick.
Der Arzt besah sich die Wunden und attestierte mir Dummheit auf ganzer Linie. Nicht nur, dass er mich für dumm hielt, weil ich meinem Leben ein Ende setzen wollte, sondern auch, weil ich quer anstatt längst an meinen Handgelenken rumoperiert hatte. Dazu die Schnitte auch noch viel zu kurz ausgefallen waren. Das konnte ja nichts werden.
Ich bekam ein Beruhigungsmittel gespritzt, das mich genauso wegdämmern ließ, wie es die Ohnmacht vorhin getan hatte. Wie im Nebel sah ich rot-gelb gekleidete Menschen, die an mir rumzerrten und mich auf eine Liege legten.
Ich erinnere mich noch an die holperige Fahrt, aber dann wurde es dunkel um mich herum.
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Es war dunkel im Zimmer, als ich die Augen aufschlug. Ein Taster lag neben mir und ich drückte den Knopf. Kein Ton, kein Klingeln ertönte.
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