Besser so, als noch mehr Kollegen mit dem Virus anzustecken. So waren nun mal die Regeln.
Meine Nacht war unruhig. Ständig grübelte ich darüber nach, wie es wohl mit meiner Tina weitergehen würde und ob ich selbst noch einen schlimmen Verlauf zu befürchten hatte.
Am nächsten Tag, es war so gegen viertel vor zehn, rief mich das Krankenhaus an und setzte mich in Kenntnis, dass man meine Tina auf die Intensivstation verlegt hatte und sie nun künstlich beatmet werden musste. Sie hatte also einen sogenannten ‚schweren Verlauf‘ von dem die Medien oft berichteten. Damit war auch die letzte Möglichkeit verloren, ihr beizustehen, ihr Mut zu machen und ihr zu sagen, dass bestimmt alles wieder gut werden würde.
‚Man setzte mich in Kenntnis…‘, lieblos, gefühllos und kalt, nüchtern, ohne jede Herzlichkeit. ‚Man setzte mich in Kenntnis…‘, wie einen Fremden, aber nicht wie einen Ehemann oder sonst einen nahen Angehörigen, Eltern und Geschwister zum Beispiel.
Ich war von nun an auf Gedeih und Verderb auf die Informationen dieses Krankenhauses angewiesen.
Ihre Freundinnen riefen an, erkundigten sich nach Tina. Die meisten von ihnen waren wie gesagt Arbeitskolleginnen und auch wenigstens einmal geimpft. Wie sich herausstellte, war Anne diejenige ihrer Freundinnen, die den Virus mit ins Restaurant brachte. Außer an ihr und Tina, ging der Kelch nahezu spurlos an allen anderen vorbei. Naja, vom Kellner mal abgesehen, den es angeblich ebenfalls ziemlich erwischt haben sollte.
Ich war eingesperrt in meiner 4-Zimmer-Penthauswohnung. Zur Untätigkeit verdammt. Alleingelassen mit meinen Sorgen und Gedanken, die ich mir um meine Frau machte, die mir Löcher ins Hirn fraßen und mich schier verrückt werden ließen. Pausenlos gingen mir Schreckensszenarien durch den Kopf. Ich hatte Bilder vor meinen Augen, wie meine Frau auf dem Bauch liegen musste, damit die künstliche Beatmung effektiver wird.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.