Zwischen Tod und Auferstehung - Teil I

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Zwischen Tod und Auferstehung - Teil I

Zwischen Tod und Auferstehung - Teil I

Gero Hard

Sogar meine online bestellten Lebensmittel wurden kontaktarm vor der Haustür abgestellt. Die Einsamkeit, die Abwesenheit von Wärme und Nähe zu einem geliebten Menschen und die grausam zermürbende Langeweile, machten mich depressiv.

Niemandem konnte ich vernünftig Auskunft geben. Nur die wenigen Informationen, die ich heimlich von den Stationsschwestern bekam, konnte ich an die Familie weitergeben. Ich war ja froh, dass man sich überhaupt die Zeit für mich nahm. Die Intensivstation war voll belegt und das gesamte medizinische Personal völlig überlastet im Stress.

Am 24. Juni 2021 klingelte das Telefon, sieben Tage nach dem positiven Coronatest bei meiner Frau. Jedes Mal, wenn es das tat, zuckte ich ängstlich zusammen. Immer mit der Befürchtung, schlimme Nachrichten zu bekommen. Zumal das Krankenhaus das tägliche Update schon übermittelt hatte.

Es war 14.31 Uhr als ein Arzt mir tonlos-gefühlskalt mitteilte, dass meine Frau dem Coronavirus erlegen sei. Man habe nichts mehr für sie tun können. Es täte ihm sehr leid. Ich müsste mich nun um …

Mitten in die Worte des Arztes, der auch nur seinen Job machte, was auch nicht immer schön war, legte ich auf. Der Moment im Gesundheitsamt, als ich Tina in den Arm nahm, war also das letzte Mal gewesen, dass ich sie berühren durfte.

Geistesabwesend drückte ich den Nummernspeicher von Tina’s Eltern. Als ich das Knacken in der Leitung und die Stimme ihrer Mutter hörte, brachte ich nur: „Tina ist tot.“, über meine Lippen und legte sofort wieder auf.

Noch am Telefon sackte ich auf die Knie und heulte wie ein Schlosshund in meine Hände, laut und bitterlich. Ich bekam eine Panikattacke, sah mich aufgeregt um, suchte nach … wonach eigentlich, festem Halt?

Ich versuchte mir einzureden, dass ich mich am Telefon verhört hatte, oder dass er mich verwechselt hatte. Nein, dafür klang er zu sicher.

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