Zwischen Tod und Auferstehung - Teil I

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Zwischen Tod und Auferstehung - Teil I

Zwischen Tod und Auferstehung - Teil I

Gero Hard

„Trauer, Corona, Selbstmordversuch.“, zählte ich ehrlich auf.

Es war still am anderen Ende der Leitung. Es hörte sich an, als wenn sie etwas mit einem Stift auf ein Blatt kritzelte.

„Ok, Herr Stolberg, hab ich notiert. Wir sehen uns dann morgen.“

„Ja, bis morgen und danke.“, kriegte ich gerade noch raus, bevor das Telefonat getrennt wurde.

Ihre Stimme hatte einen schönen Klang, so lieblich, weich und als Unterton sogar einen erotischen Touch. Allein ihre Stimme vermittelte mir den Eindruck, gut mit ihr zurechtkommen zu können. Völliger Blödsinn eigentlich, denn was sagt schon eine Stimme über fachliche Kompetenz aus. Dennoch war es so. Im Bett liegend versuchte ich mir das passende Gesicht zu der Stimme vorzustellen.

Sie klang wie eine Frau zwischen 20 und 30, mit einem hübschen Gesicht. Ich dachte, brünette oder blonde, lange Haare könnten gut zu der Stimme passen.

Ich nahm mir vor, mich nicht besonders auf dieses Gespräch vorzubereiten. Im Grunde hatte ich keine Fragen an sie. Es war ihre Aufgabe, sich durch gezielte Fragen, die ich ehrlich beantworten wollte, in meinem Seelenzustand zurechtzufinden. Soweit mein Plan und gleichzeitig auch meine Geschichte, bis …

… bis gestern …

Nun stehe ich vor diesem Altbau in der Innenstadt, der eher nach einem ‚normalen‘ Wohnhaus aussieht. Nichts deutet von außen darauf hin, dass hier eine Praxis versteckt ist. Nur ein kleines schmuckloses, weißes Schild zeigt mir, dass ich richtig bin. Gestern war ich noch ganz entspannt, neugierig zwar, was auf mich zukommen würde, aber nicht im Geringsten aufgeregt.

Und nun stehe ich hier, mit einem zittrigen Finger, der über dem Klingelknopf schwebt, sich aber nicht traut zu drücken. Auch die erfrischende Dusche, der mit Koffein schwangere Kaffee und auch nicht das teure Eau de Parfum können meine Nervosität kaschieren.

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