Die Wiedersehensfreude ist unermesslich und lässt mich wie ein Schlosshund heulen.
„Herr Stolberg, wir sollten uns setzen, ich bin wirklich nicht Tina. Möchten Sie mir vielleicht von ihr erzählen?“
„Doch, du musst es sein.“
„Erzählen Sie mir von Tina, ist sie Ihre Frau?“
Wie kann sie behaupten, nicht Tina zu sein? Die Ähnlichkeit ist verblüffend, wie ein Zwilling sieht sie aus, die Frau Doktor.
Wie hypnotisiert starre ich aus dem Fenster, neben dem der Sessel steht, in den sie mich gedrückt hat. Meine Gedanken sind wirr. Gestern hatte ich verschiedene Szenarien im Kopf durchgespielt, wie dieses Gespräch verlaufen würde. Und wenn ich mit Vielem gerechnet habe, damit, hier jemandem zu begegnen, der meiner Tina zum Verwechseln ähnlich sieht, am allerwenigsten.
Langsam löse ich mich aus der Schockstarre. Wie peinlich und dumm ich mich benommen habe. Mein Gehirn hat mir einen ganz üblen Streich gespielt. Ich hatte eine mir völlig fremde Frau einfach geduzt, schlimmer noch, habe sie einfach in den Arm genommen, sie geküsst und mit meinen Händen ihren Rücken gestreichelt, bis sie mich sanft von sich gedrückt hat.
„Es tut mir leid, Frau Doktor, dass ich Sie geduzt, in den Arm genommen und abgeküsst habe.“
„Es ist ok, Herr Stolberg, ich werde es überleben. Aber ich würde mich freuen, mehr über Tina zu erfahren, damit ich es verstehen kann. Ist Sie Ihre Frau?“
„Sie war es.“, antworte ich mit wackeliger Stimme. Eine innere Stimme verrät mir, dass mich diese Frau nicht angelogen haben konnte. Sie ist tatsächlich nicht meine Tina. Ich schäme mich für meine Gefühle, die ich so unbedacht nach außen gezeigt hatte.
Erst langsam, zurückhaltend, beginne ich, beschreibe ihr meine Tina bis ins kleinste Detail, ihre Größe, Figur und die Feinheiten ihres liebreizenden Gesichtes. Ihre Haare, wie sie sich bewegt hat, ihren Charakter. Wie ähnlich ihr meine Tina war. Die Psychologin schreibt viel mit, nickt wissend.
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