Zwischen Tod und Auferstehung - Teil I

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Zwischen Tod und Auferstehung - Teil I

Zwischen Tod und Auferstehung - Teil I

Gero Hard

Dann ist eine professionelle Behandlung nicht mehr möglich. Und um das von vornherein zu vermeiden, werde ich ihn besser an einen Kollegen verweisen.

Im Stillen hoffe ich, dass ich ihn wiedersehen kann. Vielleicht auf neutralem Boden einen Kaffee trinken oder ins Kino gehen. Ihn würde ich wirklich gern näher kennenlernen.

Die anderen Termine des Tages verlaufen ganz normal. Aber in den Freistunden oder Pausen geht mir dieser Typ nicht aus dem Sinn. Selbst Nadine spürt, dass ich heute etwas neben der Spur bin. „Alles ok, Mama?“, fragt sie, als sie mich geistesabwesend mit einer Tasse Kaffee erwischt.

„Ja, ja, alles bestens.“, antworte ich kurz angebunden.

„Wer’s glaubt …!“, zickt sie schnippisch und zuckt mit den Schultern, „Glaubst du, ich schnall das noch nicht?“

„Ach nix, der Stolberg mit seiner Geschichte, geistert mir im Kopf rum.“

„Wie kommt’s, ist doch sonst nicht so? Geht’s dem richtig dreckig oder was?“

„Na ja, geht so. Es war eher so, als hätte ich einen Geist gesehen. Und ihm ging es genauso.“

„Ach, das ist ja spooky, darfst du was erzählen?“

„Von seiner Geschichte nicht. Nur so viel, ich sehe seiner verstorbenen Frau sehr ähnlich. Und da hatte er fast einen neuen Nervenzusammenbruch. Der Hammer ist aber, dass er deinem Vater sehr ähnlich sieht. Das konnte ich ihm natürlich nicht sagen. Ich bin völlig verwirrt, mir ist ein Schreck in die Glieder gefahren, als ich ihn gesehen habe. Keine Ahnung, ob ich den Herrn weiter therapieren kann.“

„Nur ein Schreck in die Glieder Mum? Nicht vielleicht auch noch in dein Höschen?“

„Du bist ein Ferkel, Nadine! Aber ein bisschen hast du schon Recht.“

„Krass, Mama, woran ist seine Alte denn verreck … sorry, woran ist seine Frau denn gestorben?“

Mein Blick war strafend genug. Nadine wußte sofort, dass sie in ein echtes Fettnäpfchen getreten ist. Ich mag es einfach nicht, wenn sie so spricht. Ihre „Straßensprache“ kann ich ihr leider nicht abgewöhnen.

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