Lächelnd schüttle ich den Kopf und versuche mich wieder auf den Covid-Artikel zu konzentrieren. Diese kleine Rotznase ist wirklich mutig. Ein Quell der Unbeschwertheit und frei von Sorgen. Ohne Scheu und wie, als wäre es das
Selbstverständlichste der Welt, spricht sie mich an. Mich, einen Fremden, den sie erst zweimal gesehen hat.
Ich hätte mich das in ihrem Alter jedenfalls nicht getraut. Überhaupt ist sie sehr umgänglich. Ihre Nähe empfinde ich als überaus angenehm, ihre Art und Sorglosigkeit, erzeugen ein gutes Gefühl in mir. Vielleicht ist es zuviel, aber sie gibt mir etwas Lebensfreude zurück.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass ihr meine Ähnlichkeit zu ihrem Papa den Zugang zu mir wesentlich erleichtert.
Schließlich hatten die beiden auch gute Zeiten und ich erinnere sie daran. Wie sonst sollte es ihr so leicht fallen, so ein locker und leichtes Gespräch mit mir zu führen. Freya ist es auf bewundernswerte Weise gelungen, ein tolles Mädchen aus ihr zu machen. Ich habe selten eine so gut erzogene Jugendliche kennengelernt.
Nadine’s Andeutungen haben mich nachdenklich gemacht. Den restlichen Tag gehen mir ihre Worte nicht mehr aus dem Kopf. Frau Doktor wollte mir noch was erklären? Was gab es da noch zu erklären? Nadine hat recht, ich war ohne weiteren Kommentar aus der Praxis gegangen, ohne mich noch einmal umzudrehen. Hätte ich es getan, wäre mir bestimmt aufgefallen, dass sie noch etwas sagen wollte.
Und was meinte das Mädchen damit: … ‚Mama ist verwirrt, sogar mehr als das‘? Das konnte alles heißen, oder auch gar nichts. Meine Situation ist ja mit ihrer vergleichbar, nur mich irritieren die Bilder in meinem Kopf nicht, ganz im Unterschied zu Frau Doktor. Zugegeben, ich könnte mir auch was Besseres zum Einschlafen wünschen, als ständig wechselnde Bilder. Auch heute Abend sind sie wieder da, wie gestern schon.
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