Zwischen Tod und Auferstehung - Teil I

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Zwischen Tod und Auferstehung - Teil I

Zwischen Tod und Auferstehung - Teil I

Gero Hard

In dieser Wohnung erinnerte einfach alles an sie. Knapp vier Wochen war sie nun schon nicht mehr bei mir und so langsam wurde es Zeit, dass ich mein Leben neu sortierte. Ich konnte schließlich nicht ewig bei meinen Eltern wohnen bleiben. Ergo, Tinas Sachen mussten in Kartons verschwinden und im Keller verstaut werden. Im Grunde viel zu früh, um alles wegzuräumen. Aber es gehörte in dem Moment zu meiner ganz eigenen Art der Trauerbewältigung. Wegwerfen konnte ich es nicht, es würde mir wie ein Rauswurf vorkommen und das war es ja nun wirklich nicht. Meine Eltern und Schwiegereltern halfen mir beim Einräumen und Verstauen. Im Keller entstand nach und nach so etwas wie „Tina’s Bereich“. Nichts anderes vermischte sich mit ihren Dingen.

Die paar wenigen Gegenstände, um die mich meine Schwiegermutter als Erinnerung bat, gab ich ihr gern. Ich würde sie nicht vermissen, dafür blieb mir genug anderes, was mich an sie erinnern würde.

Den Gedanken an den Selbstmord hatte ich verdrängt, wenngleich er auch noch nicht ganz aus meinem Kopf war.

Möglicherweise wartete ich nur auf die eine neue, passende Gelegenheit. DEN unbeobachteten Moment oder auf den nächsten depressiven Schub, der mir ausreichend Mut geben würde. Nach außen tat ich so, als wenn es mir mit jedem Tag besser ginge. Aber in Wirklichkeit sah es in mir mehr als trübe aus.

Es stimmte, was Tina und ich uns gesagt hatten. Ein Leben ohne den anderen war nur schwer zu ertragen. Für mich fühlte es sich an, als müsste ich neu leben lernen, so, als müsste man neu gehen oder sprechen lernen. Nichts war mehr so, wie ich es in den siebzehneinhalb Ehejahren gewohnt war. Weiße und dunkle Wäsche trennen, oder was ist eigentlich Buntwäsche? Für meinen Schatz war das kein Problem, für mich eine fast unlösbare Aufgabe. Aber Google wusste auf fast alles eine Antwort …

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