Zwischen Tod und Auferstehung - Teil II

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Zwischen Tod und Auferstehung - Teil II

Zwischen Tod und Auferstehung - Teil II

Gero Hard

Lange, viel zu lange, als dass es eine einfache Verabschiedung sein könnte.

„Leon, wenn ich darf, würde ich mir dich als neuen Partner von meiner Mama wünschen und für mich als meinen neuen besten Freund.“

Mit einer schnellen Handbewegung wischt sie sich selbst die Tränen weg, lässt mich los und läuft von mir weg. Ich sehe ihr nach, sehe, wie sie sich immer wieder mit dem Ärmel über die Augen wischt, bis sie in der Menschenmenge verschwunden ist. Ich zahle und gehe gedankenversunken nach Hause.

Die Lust auf Hausarbeit ist mir vergangen. Ich brauche einen Drink, was Starkes, einen Whisky auf Eis. Ich muss nachdenken, mir über einiges klar werden.

Tina ist nun gut vier Monate Tod. Bin ich bereit für eine neue Frau in meinem Leben? Was ist mit dem Fluch, der auf meinem besten Stück liegt? Sicher, mit einer Partnerin an meiner Seite würde vieles leichter werden und wahrscheinlich würde es mir auch besser gehen. Aber was würden die Leute denken, wenn ich das Trauerjahr nicht einhalte? Was halten meine Eltern oder gar meine Schwiegereltern von mir, wenn ich Tina so schnell ersetze?

Aber ich ersetze sie ja nicht, das könnte ich niemals. Ihren Platz in meinem Herzen behält Tina für ewig. Eine neue Frau müsste sich damit abfinden. Freya wäre so eine Frau, die damit umgehen könnte, die Verständnis dafür hätte, dass Tina in meinem Kopf noch allgegenwärtig ist. Leon Stolberg und Freya Angerer, hört sich eigentlich nicht schlecht an.

Ich schwenke den Whisky über den Eiswürfel in meinem Glas und der Gedanke an uns beide als mögliches Paar lässt mich innerlich glücklich aufschreien. Im Moment kann ich mir uns beide gut zusammen vorstellen. Mal sehen wie es morgen ist, wenn ich eine Nacht darüber geschlafen habe. Es gibt nichts zu verlieren. Wäre ich mir nicht sicher, bräuchte ich einfach nicht hingehen. Doch das könnte ich Nadine nicht antun. Sie baut auf mich und ich habe es ihr versprochen.

Schon witzig, dass es so ein bezauberndes Wesen wie Nadine braucht, um sich mit seinen eigenen Gefühlen zu beschäftigen. Die Woche habe ich oft an Freya und Nadine gedacht. Da kannst du auch nicht mit zerknitterter Kleidung auftauchen, dachte ich mir. Das allein war Antrieb genug, um die Wäsche zu erledigen. Das Ergebnis war nicht preisverdächtig, aber für den Hausgebrauch fand ich‘s ok.

Fast jeden Abend schrieb ich mit Nadine, wünschte ihr eine gute Nacht, oder sie mir. Oft schrieb sie oder verfasste eine Sprachnachricht, um mir von ihrem Tag zu berichten, was sie mit ihren Mädels erlebt hatte, oder wenn es mal wieder Jungs gab, die zu aufdringlich wurden.

Nadine tat mir gut. An die Schreiberei mit ihr hatte ich mich schnell gewöhnt und sie fehlte mir, wenn das Handy abends mal nicht piepte.

Am Freitag war es dann soweit. Um kurz nach 21 Uhr kam die lang erwartete Information. Kurz und knapp:

„Morgen, 14.30Uhr im Stadtpark, Pavillon am See.“

In einer zweiten Nachricht: „Du kommst doch oder? Ich zähl auf dich! Mama wird immer schlimmer.“

„Ja, Prinzessin, ich werde da sein. Versprochen!“

„Bist der Beste, Leon. Ich drück dich. Gute Nacht und schlaf gut.“

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