„Du bist so ein gottverdammtes, dämliches Arschloch, Leon Stolberg!!“
„Nun mal langsam junge Dame, kannst du mir bitte mal erklären, was los ist?“
Anstelle einer neuen Nachricht las ich, dass sie ein Audio aufgenommen hat. Also wartete ich geduldig, bis sie damit
fertig war. Dann schrie sie mich mit Wut in ihrer sonst so schöne Stimme an:
„Eine tollere Frau als meine Mama findest du doch auf der ganzen Welt nicht, das solltest du mittlerweile wissen. Und nun springt sie endlich über ihren Schatten und sagt dir, dass sie dich liebt. Und was machst du? Servierst sie einfach ab, von wegen ‚Ich kann nicht‘? Sag mal, hast du sie noch alle? Die liegt nebenan und will keinen sehen, nicht mal mich. ‚Muss nachdenken‘ sagt sie. So ein Blödsinn. Ich weiß genau, dass sie heult. Ich sag dir jetzt mal was. Entweder, du regelst das bis Samstag, oder du brauchst deinen Arsch hier gar nicht erst herbewegen. Und damit das klar ist: Bis dahin werde ich mich nicht mehr bei dir melden! Schönen Abend noch.“
Ich schrieb ihr noch zurück, dass ich alles erklären könnte und sie mir doch bitte die Gelegenheit dazu geben solle. Aber sie hatte mich anscheinend blockiert, denn meine Nachricht bekam nicht einmal den zweiten Haken als Zeichen dafür, dass sie zugestellt worden war. Es tat mir weh, gleich zwei Menschen traurig gemacht zu haben, die mir wichtig geworden waren.
Die ganze Nacht lag ich wach und am nächsten Morgen sah ich fürchterlich aus, wie ein Waschbär auf Droge. Sogar mein Spiegelbild verachtete mich und ich konnte es ihm nicht verdenken. Alle Grübelei brachte mich zu keinem Ergebnis und so blieb nur die Erkenntnis übrig, dass ich mich Freya gegenüber ziemlich schäbig verhalten hatte.
Gero nahm mich sofort an die Seite, als ich ins Büro kam. „Ach, du Scheiße, wie siehst du denn aus?“ Gero hatte mich in den vergangenen Jahren unserer Freundschaft schon auf vielfältige Weise begrüßt, aber so noch nie.
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