Fast wären mir die Augen zugefallen, wenn nicht mein Handy aufgeregt in meiner Tasche vibrieren würde. Verdammt, ausgerechnet jetzt. Bestimmt meine Mutter, die wissen möchte, wie es mir geht.
„Leon, kann ich mit dir reden? LG Nadine.“, steht auf dem Display. Woher hat sie … die Krankenakte, natürlich.
„Hallo Nadine, klar, kein Problem. Heute Nachmittag um 4 im Eiscafé?“
„Ich freu mich. Bis dann.“ Ein Umarmungsemoji ziert den Abschluss ihrer Nachricht. Ich verschwende keinen Gedanken daran, was sie wohl von mir will. Nur noch die Augen für einen Moment zumachen, das ist es, was ich will. Die Geschirrspülmaschine hatte ich vorhin schon aus- und wieder eingeräumt. Ihr leises Säuseln hilft mir beim Einschlafen. Der Rest kann bis morgen oder übermorgen warten.
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Es gelingt mir, den gleichen Tisch wie letzten Samstag zu ergattern. Der Kellner muss unverrichteter Dinge wieder gehen. Ich würde lieber mit Nadine zusammen bestellen.
Leichtfüßig beschwingt schlendert sie auf mich zu und doch auch grazil und anmutig. Ein fröhliches „Hi!“ und ein Küsschen auf die Wange gibt’s für mich zur Begrüßung. Und schon flegelt sie sich in die rote Auflage des Metallstuhls.
„Schon bestellt?“, fragt sie direkt.
„Nein, ich habe auf dich gewartet.“, antworte ich ruhig. Mein Blick streift über ihre Figur. Heute hat sie eine Jeans an und einen Oversize-Pulli. Lange nicht so aufreizend wie letzten Samstag und doch hübsch anzusehen. Wahrscheinlich kann sie mit ihrer Figur alles tragen.
„Das ist nett von dir, danke.“
„Wofür danke?“
„Na weil du auf mich gewartet hast und weil du mich sehen willst.“
„Gern geschehen, es klang wichtig.“
Wir werden vom Kellner unterbrochen, der jetzt wieder sein Glück versucht. Beide gönnen wir uns einen leckeren Fruchtbecher mit frischen Heidelbeeren und Krokant. Dazu einen Latte Macciato.
„Das ist es auch. Ich brauche deine Hilfe.“
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