„Der kriegt nachher erstmal einen Text von mir!“, ereifert sich Nadine wütend.
„Bringt doch nichts! Vielleicht ist es besser, wir beide versuchen ihn zu vergessen. Samstag braucht er gar nicht erst vorbeikommen, mir ist die Lust vergangen.“, erwidere ich traurig.
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Die nächsten Tage sind voll mit Terminen. Ich bin froh über jede noch so kleine, willkommene Abwechslung. Und was der Terminkalender nicht füllt, übernimmt Nadine, die nicht von meiner Seite weicht. Sie weiß genau, wie es mir mit meinem Trennungsschmerz und meinem Liebeskummer geht, das hat sie alles schon mal mit mir mitgemacht. Seit Dienstagabend schläft sie bei mir und nimmt mich in den Arm, wenn ich mich in den Schlaf weine.
„Ob er wohl kommt?“
„Das soll er sich mal trauen! Keine Sorge Mutti, den wimmle ich schon ab.“
„Nadine, nun sei nicht unfair. Ich würde mir schon gern anhören, was er zu sagen hat. Wenn er denn überhaupt kommt.“
„Mich interessiert das nicht. Er hat dir, uns, weh getan und sich total mies verhalten.“
„Stimmt schon, aber ich krieg ihn dennoch nicht aus meinem Kopf.“
„Das merke ich selbst jeden Abend, aber mit der Zeit wird das schon.“
„Hoffentlich hast du recht, mein Engel. Auf jeden Fall werde ich nicht kochen, wie ich es ursprünglich vorhatte.“
Nadine und ich stürzen uns in die Hausarbeit. Ich selbst kümmere mich um den Behandlungsbereich, der vom Wohnbereich schalldicht und räumlich getrennt ist. Staubsaugen, wischen, aufräumen und desinfizieren, während
sich Nadine um das Bad in der Wohnung kümmert. Der Tag zieht sich, aber langweilig wird’s uns nicht.
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Es klingelt. Gleichzeitig sehen Nadine und ich auf die Uhr. Strich 6, so wie ich ihn ursprünglich eingeladen hatte.
Scharf fährt Nadine ihn an. Wenn ich jetzt nicht eingreife, wimmelt sie ihn tatsächlich ab. „Lass ihn rein.“
Was dann kommt, könnte kein Drehbuch besser schreiben. Erst seine Entschuldigung, die mir unter die Haut geht.
Die Liebe fragt nicht, sie ist einfach da!
schreibt ulriketyress@gmail.com
Sehr schön und total glaubhaft
schreibt HansG