Sehen
Als es ihm Linderung versprach
Er ging hin seine Seele zu heilen, ein Stück. Die Sinne waren gefordert. Schon in der Tür blickte er auf ihren tragischen Körper, der bekleidet war und dabei wirkte, als wähnte man vor sich eine frisch erblühte Orchidee, die gerade bestäubt werden will. Wie ein Feuerdieb trat er an sie heran und blieb stehen, weil anderes nicht soll. Das Augentreffen war geprägt von äußerst unterschiedlichen Voraussetzungen. Während sie ihm ein Lächeln bot was von einer Einladung zeugte, gab er ihr eines, was nicht spricht, nicht sprechen kann. Fragen, antworten, fordern, geben, einigen – all das war Sinne-vergiftend und doch so von Belang. Wie dann sein Blick weiterging, auf ihre körperlichen Gebärden, ohne weitere Gedanken als an eben diese und sich konzentrierten und festsetzten, da wurde ihm warm und weich. Nach wenigen Weilen stand sie, ihm zeigend all das, was zu sehen er begehrte. Ihr Gleichgültigkeitsblick entging ihm nicht, als er es ihr gleichtat. Die Berührungen glichen zunächst einem vertrauten Spiel mit festgesetzten Regeln. Seine bestrebten Grenzüberschreitungen wußte sie gekonnt zu verhindern und ihn dennoch möglichst in wendiger Eile dem Ziel zuzuführen. Kurze Stille, matte deprimierende Gelöstheit, die sich schließlich einstellte, in seinem Empfinden. So nicht bei ihr. Entsprechende Betriebsamkeit der Regel nach: mit erfahrener Höflichkeit, sachte, ein wenig kalt, bei all dem, was anstand, noch. Es war nicht mehr viel. Die Abschiedsblicke sprachen von Nichts. Verlegenheitsäußerungen beschlossen die Begegnung. So ging er weiter, sinnend, was seiner Seele es tat.