Sehen

an die geliebte Madame

Vito Krenzke

Das leise Knistern der Seide auf meiner Haut
ist kaum mehr als ein Atemzug,
doch es reicht, um dich zu erreichen.

Der Stoff gleitet über deine Schulter,
streift sie wie ein Versprechen, das noch nicht ausgesprochen ist.

Dein Nacken spannt sich,
nur ein winziger Muskel zittert,
als mein Mund sich nähert, heiß und gierig.

Ich atme dich ein –
diesen schweren, warmen Duft zwischen Parfum und nackter Haut,
der mir direkt in den Unterleib fährt.

Meine Hände finden deine Taille,
schließen sich fest,
als wäre sie das Einzige, was mich noch aufrecht hält.

Finger graben sich in das weiche Fleisch über deinem Hüftknochen,
spüren das leichte Zucken darunter.

Ich drücke dich vorwärts, langsam, aber unnachgiebig,
bis die Bettkante gegen deine Schenkel stößt.

Du gibst einen kleinen Laut von dir –
kein Wort, nur ein kehliges Seufzen,
das mich härter macht, als ich ohnehin schon bin.

Die Seide rutscht höher, legt deinen Rücken frei.
Ich sehe die feine Gänsehaut, die sich ausbreitet,
als meine Lippen endlich deine Haut berühren,
genau dort, wo Nacken in Schulter übergeht.

Ich beiße zu, nicht sanft,
gerade fest genug, dass du den Kopf in den Nacken wirfst
und mir mehr Platz gibst.

Dein Geruch wird intensiver, animalischer,
als wollte dein Körper mir sagen:
nimm mich, jetzt, ohne Umweg.

Ich schiebe dich aufs Bett,
das Gewicht meines Körpers folgt sofort.

Deine Beine öffnen sich fast von selbst,
als hätten sie schon lange gewartet.

Meine Hände gleiten unter den Saum deines Rocks,
finden nackte Haut, finden feuchtglühende Hitze.

Ein Finger gleitet hinein, nur einmal, tief und sicher –
du stöhnst laut auf, dein Becken zuckt mir entgegen.

Ich ziehe ihn wieder heraus, langsam,
koste den Geschmack auf meiner Zunge,
während ich dich ansehe.

Dann bin ich über dir,
das dünne Hemd längst zerknittert und halb offen,
meine Brust an deiner, Haut an Haut.

Ich dringe in dich ein mit einem einzigen harten Stoß,
der uns beide aufkeuchen lässt.

Deine Nägel krallen sich in meinen Rücken,
ziehen rote Linien,
während ich dich nehme –
tief, rhythmisch,
als gäbe es nichts anderes mehr auf der Welt.

Das Bett knarrt im Takt unserer Körper,
die Matratze federt unter jedem Stoß,
und dein Stöhnen wird lauter, wilder,
bis es in einem langen, zitternden Schrei endet,
der mich mitreißt.

Wir kommen fast gleichzeitig,
hart und gnadenlos,
als hätten wir jahrelang darauf gewartet.

Danach liegst du schwer atmend unter mir,
die Seide zerwühlt zwischen uns,
dein Duft überall.

Ich küsse die kleine Bissstelle an deinem Nacken,
lecke einmal darüber,
als wollte ich sie versiegeln.

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