Sehen
Augenblicke nach dem Sex
Die Luft im Zimmer hing schwer,
der Schweißgeruch mischte sich mit dem Duft von Parfüm
und dem leichten Moschus ihrer Erregung.
Sie lagen nebeneinander,
die Laken zerwühlt,
Körper noch warm vom Akt,
die Haut klebrig an manchen Stellen.
Er starrte an die Decke,
wo ein kleiner Riss verlief wie eine Narbe,
und spürte, wie sein Puls langsam abebbte.
Sie drehte sich zur Seite,
zog die Decke höher über ihre Brüste,
als wollte sie sich vor seinen Blicken schützen.
„War’s okay?“, fragte er leise,
die Stimme rau vom Stöhnen zuvor.
Sie murmelte ein Ja,
ohne ihn anzusehen,
ihre Finger kneteten den Saum der Decke.
Die Stille breitete sich aus,
nur das Ticken der Uhr durchbrach sie,
ein monotones Geräusch,
das die Leere betonte.
Er tastete nach seiner Hose auf dem Boden,
fischte eine Zigarette heraus,
zündete sie an,
der erste Zug brannte in seiner Lunge.
Der Rauch stieg auf,
kringelte sich zur Decke,
er inhalierte tief
und blies ihn langsam aus.
„Was denkst du gerade?“, flüsterte sie,
ihre Stimme unsicher, fast kindlich.
Er zuckte mit den Schultern,
starrte auf den glühenden Kippenende.
„Nichts Besonderes.“
In seinem Kopf rasten Gedanken:
War sie zufrieden?
Hatte er zu schnell aufgehört?
Hätte er länger durchhalten müssen?
Sie drehte sich um,
strich über seinen Arm,
ihre Nägel kratzten leicht über die Haut.
„Werden wir uns wiedersehen?“
Ihre Augen suchten seinen Blick,
aber er wich aus,
starrte auf den Aschenbecher auf dem Nachttisch.
„Vielleicht“, sagte er,
die Worte hingen im Raum,
unangenehm und vage.
Sie setzte sich auf,
zog ihr Shirt an,
die Bewegung ließ ihre Brüste kurz wackeln.
„Liebst du mich?“
Die Frage kam plötzlich,
hing wie ein Gewicht zwischen ihnen,
schwer und unerwartet.
Er drückte die Zigarette aus,
stand auf,
zog seine Unterhose hoch,
spürte die Feuchtigkeit zwischen seinen Beinen.
„Lass uns nicht drüber reden.“
Die Lust war weg,
nur Leere blieb,
eine kalte Distanz.
Er sah auf die Uhr:
2:17 Uhr,
der Nachtbus fuhr um 3.
Sie bemerkte seinen Blick,
zog die Knie an die Brust.
„Willst du gehen?“
Er nickte,
zog sich an,
die Jeans rutschte über seine Hüften.
Kein Kuss zum Abschied,
nur ein flüchtiger Blick.
Die Tür fiel ins Schloss,
sie blieb allein,
starrte ins Leere,
ihre Hand glitt unter die Decke,
berührte sich selbst,
fand Trost in der eigenen Wärme.
Draußen wartete er auf den Bus,
rauchte noch eine,
fragte sich,
ob es das wert war,
ob sie je wieder anrufen würde.
Der Wind trug den Rauch davon,
die Nacht war still,
nur das ferne Brummen eines Motors
kündigte den Bus an.
Er stieg ein,
setzte sich ans Fenster,
starrte in die Dunkelheit,
die Fragen kreisten weiter in seinem Kopf.