Sehen
Ausgesperrt
Die Sommerhitze klebte an mir
wie ein alter Kaugummi,
als ich fluchend auf dem Flur stand,
ausgesperrt aus meiner Wohnung.
Wieder einmal.
Wo habe ich nur meine Gedanken.
Und immer noch keine Ersatzschlüssel
in meiner Geheimecke deponiert.
Das wird teuer.
Tina aus der dritten Etage,
die seit Neuestem keinen BH mehr trug,
schwebte die Treppe runter,
ihre Brüste wippten wie eine Provokation.
„Schlüssel vergessen?“,
grinste sie,
während ich meine Stirn an die Tür lehnte.
„Krötzgers Hund hat’s auch nicht besser“,
murmelte ich.
„Die haben ihn verkauft, die Idioten.“
„Oh, echt?“,
fragte Tina,
lehnte sich gegen die Wand,
ihr Top spannte.
„Der kleine Lebensmittelladen
hat übrigens Alpenzeller Käse im Angebot.
Solltest du dir holen,
bevor du hier Wurzeln schlägst.“
Ihre Augen funkelten spöttisch,
und ich spürte,
wie mein Ärger in etwas anderes kippte –
vielleicht, weil sie so nah stand,
vielleicht, weil diese bescheuerte Dudelmelodie
aus irgendeinem Nachbartelefon
durchs Treppenhaus hallte.
„Weißt du, wer das nicht abstellen kann?“,
fragte ich,
um abzulenken.
Sie zuckte die Schultern.
„Wahrscheinlich Herr Müller,
der ist halb taub.“
Ich fluchte leise,
tastete in meiner Hosentasche nach nichts,
denn der Schlüssel lag drinnen,
neben meinem Verstand.
Tina kicherte,
kam näher,
ihr Atem warm an meinem Ohr.
„Brauchst du Hilfe,
oder willst du hier campieren?“
Ich kannte sie –
Tina,
die immer etwas Geiles an sich hatte,
selbst wenn sie nur Müll rausbrachte.
„Schlosser oder Einbrecher?“,
fragte ich.
Sie grinste breiter.
„Oder ich, mit einem Dietrich.“
Sie zog einen Draht aus ihrer Tasche,
kniete sich vor meine Tür.
Ihre Finger waren flink,
ihr Top rutschte hoch.
Die Melodie dudelte weiter,
meine Nerven vibrierten,
und als die Tür klickte,
packte ich Tina,
zog sie rein.
„Du schuldest mir was“,
flüsterte sie,
schon halb nackt,
und draußen dudelte es weiter,
während wir drinnen
die Nacht zum Tag machten.