Sehen

Badewannen-Orgie

Franco Bronson

In dem alten Haus, wo die Wände Geheimnisse in ihren Rissen bergen,
Hält eine große Porzellanwanne den Duft von Lavendelseife fest,
Ihre gesplitterten Ränder vom Zahn der Zeit geglättet, ein Relikt vergessener Hände.
Hier drängen sie sich zusammen, im dampfenden Schoß des Wassers,
Anna, ihr rotes Haar fließt wie ein Feuer durch die Wildnis,
Sommersprossen über ihre Haut gestreut, wie Sterne im Sommerdämmern.
Maria, schlank und schattig, ihr olivendunkler Leib ein leises Versprechen,
Und Clara, deren Kurven das Wasser an den Rand des Wahnsinns treiben.

Zwischen ihnen Paul, die Hände rau vom Arbeiten auf dem Feld,
Und Lukas, der Maler, mit Fingern, zart wie Pinselhaare,
Finden ihren Platz, als wäre die Wanne der Schoß der Erde selbst,
Warm, nachgiebig, sie in ihr flüssiges Herz ziehend.
Das Wasser springt, ein ruheloser Geist, spritzt über Glieder,
Tropfen haften an der Haut wie Tau auf den ersten Blättern der Morgendämmerung.
Ihre Münder suchen im Nebel, gierig nach dem Puls des Lebens.
Annas Lippen finden Pauls, wild, fordernd, ein Aufeinanderprallen von Begehren,
Während Marias Zunge Lukas’ Hals entlanggleitet,
Ein langsamer Tanz aus Saugen und geflüstertem Verlangen.
Hände tasten, kühn und blind, suchen verborgene Wärme.
Claras Finger graben sich in Pauls Rücken,
Ziehen ihn in ihre Umlaufbahn, eine Welle, die ans Porzellan-Ufer schlägt.
Lukas’ Handfläche gleitet über Marias Schenkel,
Findet Weichheit, wo das Wasser sich teilt, ein enthülltes Geheimnis.
Das Plätschern gegen die Fliesen schlägt einen ursprünglichen Rhythmus,
Ein Puls, der den tiefen Klang der Erde widerspiegelt,
Während Körper sich verweben, ein Chaos aus Fleisch und Wogen.

Die Lust erblüht, roh, ungezähmt,
Wurzeln schlagend in einem uralten Strom,
Wo Lachen und Stöhnen einen einzigen Faden spinnen.
Sie verschmelzen in der engen Umarmung der Wanne,
Haut an Haut, Atem an Atem,
Bis das Wasser erkaltet, sein Feuer verbraucht,
Doch sie tauchen auf, lebendig,
Lebendiger als die Welt draußen,
Ihre Wurzeln trinken noch immer aus diesem orgiastischen Fluss.

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