Sehen
Bettsport eines Betagten
Dreißig Jahre jünger,
ihre Beine, lang wie Palmen, die sich in den Himmel strecken,
sonnengebräunt, ein Schimmer,
als hätte die Karibik sie höchstpersönlich ausgespuckt.
Ihr Haar, ein dunkler Strom,
wild wie Tang, der im Meer tanzt,
fällt über Schultern,
fängt das Licht,
als wollte es die Nacht in Brand setzen.
Ihr Hintern, fest, rund,
ein Apfel, der die Schwerkraft verhöhnt,
bewegt sich mit einer Kraft,
die Wände erzittern lässt.
Ihre Brüste, Gott sei’s drum,
kein Silikon, nur warme Wahrheit,
wie reife Früchte,
die sich sanft gegen die Zeit stemmen.
Sie stürzt sich in die Laken,
ein Wirbelwind, der die Nacht zerfetzt,
und ich, graumeliert, mit Knochen,
die knarzen wie altes Holz im Sturm,
versuche, Schritt zu halten,
kein nasser Sack, der in die Seile sinkt.
Kein Walzer, nein,
das hier ist ein Ringkampf,
ein schweißgetränktes Duell,
wo die Matratze klagt,
lauter als unsere keuchenden Lungen.
Ihre Glieder, geschmeidig wie Pythonarme,
umschlingen mich mit Mission,
als wollten sie die Zeit selbst erdrosseln.
Ich, der Veteran,
zwei Jahrzehnte fern von solchen Schlachten,
wo Kondition nur Joggern nützt,
greife nach jedem Funken,
um nicht zu verglühen.
Die Laken glühen trotzdem,
sie brennen sich in die Nacht,
ein Feuer, das keine Asche hinterlässt,
nur Spuren von Haut,
von Atem,
von diesem Moment,
wo das Jetzt alles ist.
Sie lacht, ein Blitz in der Dunkelheit,
und ich, ich ringe nach Luft,
nach ihr,
nach einem Halt in diesem Sturm.
Die Matratze stöhnt,
die Wände lauschen,
und irgendwo da draußen
dreht sich die Welt weiter,
ohne uns.
Kein Takt, kein Reim,
nur der rohe Puls der Nacht,
der uns treibt,
bis die Sterne müde werden.
Dreißig Jahre jünger,
und doch ist sie älter als die Zeit,
die mich längst eingeholt hat.
Ich kämpfe,
nicht gegen sie,
sondern gegen das Verblassen,
gegen das leise Knirschen der Jahre.
Und sie,
sie tanzt durch meine Knochen,
als wären sie nur Kulisse,
für diesen einen,
wilden,
schweißtreibenden Akt.