Sehen

Bin wieder frei

Charles Haiku

Jetzt bin ich wieder frei, wie Wind durch Straßen weht,
Kann umherziehn um Häuser, fern von jedem Zwang.
Auch zu den üblen Orten, wo kein Mann verweilt,
Erst recht kein Gatte, den man dort nicht mag.
Ich kann mich betrinken, ohne Streit zu fürchten,
Jeden Tag bis zum Selbstvergessen im Bett.
Muss keine Sorgen machen, ob mein Rülpsen stört,
Die Musik so laut drehn, wie's mir gefällt.
Kann tanzend durch die Wohnung gleiten, wild und frei,
Was sie besonders hasste, mit verächtlichem Blick.
Das sieht so schwul aus, hat sie mir gesagt,
Du bist doch ein Kerl, mit ihrer harten Art.
Vielleicht hat sie recht, vielleicht ist's auch nur meine Seele,
Die kindlich glückliche Augenblicke zeigt.
Einer meiner Seiten, die sie nie begriff,
Versteckt in mir, wie ein Geheimnis tief.
Jetzt bin ich wieder - allein - ein Zwiespalt nistet sich ein,
In meinem Herzen, wo Freude und Schmerz sich paarn.
Ich vermisse sie genauso, wie ich glücklich bin,
Ein Widerspruch, der mich zerreißt bei Nacht.
Manchmal frag ich mich, ob sie an mich noch denkt,
Oder ob ich aus ihrem Bewusstsein schwand.
Frauen sind am Schluss das rätselhafte Geschlecht,
Unlösbar wie ein Knoten, den man nicht entwirrt.
Doch in der Freiheit atme ich die Luft so rein,
Kann lachen laut, ohne dass jemand murrt.
Die Nächte gehören mir, kein Vorwurf mehr,
Kein Streit um Kleinigkeiten, die uns trennten.
Ich tanze weiter, auch wenn's sie einst verletzte,
Denn in mir lebt die Freude, kindlich und pur.
Vielleicht war's Schwäche, was sie schwul genannt,
Doch nun erkenn ich's als Stärke in mir.
Allein zu sein bedeutet, mich selbst zu finden,
In Stille und in Lärm, wie's mir beliebt.
Dennoch schleicht sich die Sehnsucht ein bei Mondenschein,
Nach ihrer Stimme, ihrem Lachen nah.
Ob sie auch zweifelt, in der Nacht allein,
Oder mich vergessen hat, wie alten Staub.
Das Rätsel der Frauen quält mich weiterhin,
Doch frei bin ich, wie Wind, der nirgends hält.

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