Sehen
Blicke hinter die Fassade
Ach, du hübsche Hülle,
du polierte Fassade aus Lack und Lügen,
du täuschst nur den ersten Blick.
Kaum beiße ich rein,
schon spuckt der Gaumen aus:
Asche, kalt und grau,
wie ein überquellender Aschenbecher
nach einer Nacht, in der niemand mehr lacht.
Dein Atem riecht nach abgestandenen Gardinen
in einem Puff, den seit Jahren keiner mehr lüftet,
nach billigem Parfüm,
das den Gestank von fremden Schwänzen überdecken soll.
Lumpengeruch steigt auf,
feucht und klebrig,
als hättest du dich in den Laken eines Pennerhotels gewälzt,
wo die Matratzen von Pisse und Samen durchweicht sind
und die Flöhe schon eigene Gewerkschaften gründen.
Deine Haut mag glatt sein,
doch darunter fault alles.
Die Brüste, die ich einst für prall hielt,
fühlen sich an wie vergessene Wassermelonen im Keller,
weich und schleimig,
mit einem Kern aus purem Ekel.
Zwischen deinen Beinen der gleiche modrige Geruch,
als hätte dort seit Monaten niemand mehr sauber gemacht,
ein feuchter Schwamm, der sich selbst vergisst.
Selbst deine Zunge schmeckt nach abgestandenem Sperma
von Typen, die du längst vergessen hast,
aber die noch in jeder Pore kleben.
Und der Kopf erst!
Deine Gedanken sind faulig
wie ein Eimer voll abgelaufener Muschis,
die man im Sommer stehen ließ.
Jeder Satz aus deinem Mund riecht nach Verwesung,
nach billigen Ausreden
und noch billigerem Selbstmitleid.
Du redest von Liebe,
doch es klingt wie das Röcheln einer Nutte,
die seit drei Tagen tot im Straßengraben liegt
und trotzdem noch Kundschaft anquatscht.
Mit wem, frage ich mich jetzt,
habe ich meine besten Jahre vertan?
Mit einem wandelnden Ding,
das außen glänzt
und innen nur noch Maden beherbergt.
Du bist der schale Geschmack nach dem letzten Fick,
der Geschmack von Reue,
von verschimmelter Geilheit,
von etwas, das einmal saftig war
und nun nur noch ekelt.
Man beißt hinein und spuckt aus,
und wischt sich den Mund ab,
als könnte man den Gestank je wieder loswerden.
Doch wie immer:
Bleib du ruhig faulig und verrottet,
ich wasche mir den Geschmack
mit einem ordentlichen Schluck Klaren aus dem Hals.
Und grüße mir alle,
die barfuß durch deinen Dreck laufen mussten.