Sehen
Blues vom Online-Dating
Online-Dating, meine Freunde,
ein Scheiterhaufen,
wo Liebe flackert, doch erlischt.
Du sitzt,
Profilfoto mühsam retuschiert,
wischst durch einen Morast:
verschwitzte Machos mit Sonnenbrillen,
esoterische Yogafreaks,
„Lebe deinen Traum!“ in jeder Bio,
als wäre das ein Lebensplan.
Eine Farce,
die große Liebe per Klick?
Ein Trugbild, zerfleddert im digitalen Wind.
Stattdessen Nachrichten,
flach wie abgestandenes Bier:
„Hey, wie läuft’s?“
Oder, schlimmer,
ein ungefragtes Foto,
verschrumpelter Hotdog,
ein trauriger Schatten von Intimität.
Und die Frauen?
Sie posieren vor Smoothie-Bowls,
farbenfroh wie ein Instagram-Filter,
schreiben von „was Echtem“,
doch ihre Antworten verwehen,
sobald drei Silben deinen Bildschirm füllen.
Ghosting,
ein stummer Abschied im Pixelmeer.
Dating-Apps,
ein Basar gebrochener Herzen,
wo Sehnsüchte handeln, doch selten gewinnen.
Typen,
Bizeps als Persönlichkeitsmerkmal,
Fitnessstudio-Spiegel-Selfies,
als trügen Muskeln eine Seele.
Damen,
Photoshop so übertrieben,
dass sie im Leben
wie die eigene Tante wirken,
vertraut, doch fremd,
ein Schock im Neonlicht des Cafés.
Und dann, ein Date.
Überteuertes Café,
8 Euro für einen Cappuccino,
Schaum so dünn wie die Konversation.
Deine Begleitung spricht:
„Eigentlich steh ich nicht auf Dates.“
Klar,
und ich bin der Papst,
in Soutane und mit Kreuz.
Die Lösung?
Smartphones in den Müll,
zertrümmern die gläsernen Ketten,
zurück zu Kontaktanzeigen,
in Zeitungspapier gekritzelt,
mit Tinte, die nach Hoffnung riecht:
„Mann, 35, leicht angeschlagen,
sucht Frau,
die nicht bei jedem Satz
‚Ach, echt?‘ murmelt.“
Doch nein,
das ist nicht modern,
nicht glänzend genug für unsere Zeit.
Also wischen wir weiter,
Finger blutig,
Sehnen schmerzhaft vom Streben,
hoffen auf jemanden,
der nicht nur die Steuererklärung will,
nicht nur die Zahlen,
sondern das Chaos dahinter sieht.
Wie Oma sagte,
mit einem Lächeln, das nach Apfelkuchen schmeckt:
„Such dir eine,
die dich nicht nur wegen deines WLANs liebt,
sondern auch,
wenn der Router mal ausfällt.“
Schöne Grüße,
an alle,
die noch an die Liebe glauben,
trotz der Algorithmen,
trotz der leeren Chats,
trotz der Nächte,
in denen das Handy stumm bleibt.