Sehen

Das Geständnis einer sexkranken Person

Charles Haiku

Ich bin süchtig nach dem Stoß,
dem Reiben,
dem Moment,
wo alles explodiert
und der Kopf leer wird.

Mir egal, was ich nehme –
Mann, Frau,
oder was gerade da ist.

Eine Kaffeekanne aus dem Küchenschrank,
glatt und kalt,
mit dem Henkel als Griff.

Hauptsache, sie passt,
gleitet,
nimmt den Druck weg.

Der innere Zwang,
der mich nachts wach hält,
das Pochen in den Lenden,
das nur nachlässt,
wenn ich handle.

Früher war es die Nachbarin,
dralle Kurven,
die sich im Treppenhaus an mich presste.

Ich schob sie ins Bad,
riss den Rock hoch,
drang ein,
während der Wasserhahn tropfte.

Sie keuchte,
ich pumpte,
bis der Samen spritzte
und der Alltag für Minuten verblasste.

Dann der Typ aus der Bar,
bullig, bärtig.

Im Hinterhof,
Hose runter,
sein harter Schwanz in meiner Hand,
meiner in seinem Mund.

Rau, animalisch,
der Geschmack von Bier und Schweiß.

Kein Wort,
nur Stöhnen,
bis wir beide kamen,
klebrig auf dem Asphalt.

Mir egal, wo.

Im Bett mit der Ex,
Seidenlaken,
langsames Necken,
bis sie bettelte.

Im Bus, vollgestopft mit Pendlern,
meine Hand unter ihrem Mantel,
Finger in feuchter Hitze,
sie beißt sich auf die Lippe,
ich spüre den Orgasmus durch sie vibrieren.

Oder auf der Bank vor der Volkshochschule,
Mittagspause,
eine Fremde mit Locken.

Ich rede sie an,
sie lacht,
wir verschwinden hinterm Busch.

Rock hoch,
von hinten,
schnell und hart,
Passanten ahnen nichts,
während ich in sie stoße,
der Druck abfällt wie ein Stein.

Einmal die Kaffeekanne.

Allein zu Haus,
geil vom Pornofilm,
nichts da.

Greife sie,
schmiere Butter drauf –
ja, Margarine wäre besser gewesen,
aber improvisieren.

Setze mich rittlings,
senke mich runter,
der Rand dehnt,
füllt,
reibt innen.

Ich reite,
Hände am Tisch,
stöhne laut,
bis der Höhepunkt kommt,
Samen auf den Boden tropft.

Danach Leere,
süß und befreiend.

Männer machen mich hart mit ihrer Kraft,
dem harten Griff.

Frauen mit Weichheit,
dem Duft,
dem Zucken.

Objekte?
Nur wenn die Lust überkocht.

Im Park, auf dem Karussell,
eine Passantin,
oder im Aufzug,
gestoppt zwischen Etagen.

Hauptsache Penetration,
Reibung,
Explosion.

Der Druck baut sich auf,
wie ein Kessel.

Arbeit, Stress, Einsamkeit –
alles kanalisiert sich da unten.

Ohne Ventil explodiere ich.

Therapeuten reden von Hypersexualität,
ich nenne es Überleben.

Kein Scham,
kein Label.

Schwul? Bi?
Einfach geil.

Letztens im Supermarkt,
die Verkäuferin, jung, unschuldig.

Ich folge ihr in die Lager,
sie wehrt nicht ab,
als ich sie an die Regale drücke.

Schnell, verboten,
der Kick mischt sich mit Angst.

Sie kommt leise,
ich laut,
dann weg.

Mir egal, was die Welt denkt.

Solang der Druck nachlässt,
bin ich frei.

Nächstes Mal vielleicht der Staubsaugerrohr
oder der Kollege im Büro.

Hauptsache, es funktioniert.

Das ist mein Geständnis:
Ich ficke, um zu atmen.

Zugriffe gesamt: 21