Sehen

Das Monster Eifersucht

Gernot Schwarm

Oh, die Liebe!
Ein süßes Versprechen,
Schmetterlinge im Bauch,
doch schnell schlägt’s um,
ein Faustschlag ins Herz,
wenn der Falsche
deine Angebetete anschmachtet.

Da stehst du,
ein zitterndes Wrack,
das Herz ein Presslufthammer,
weil ein Typ mit zu viel Haargel,
mit Grinsen wie ein Autoverkäufer,
ihr einen Blick zuwirft.
Eifersucht,
dieses fiese kleine Monster,
hat dich am Wickel –
keine Chance, dich zu wehren.

Einst warst du frei,
hast die Welt
mit Schulterzucken erobert.
Doch jetzt?
Ein Gefangener im eigenen Kopf,
wo jedes Lächeln,
das sie einem anderen schenkt,
wie ein Dolchstoß wirkt.

Der Barista,
mit Herzchen im Latte-Schaum?
Ein Feind.
Der Nachbar,
der „Hallo“ sagt,
eine Sekunde zu lang guckt?
Ein Saboteur.
Selbst der Postbote,
mit seinem Päckchen,
wird zum Casanova,
der deine Traumfrau
ins Paketzentrum entführt.
Gespenster überall,
mit besseren Zähnen als du.

Was tust du?
Du scrollst durch ihre Chats,
checkst ihre Likes,
analysierst den Typ
im Hintergrund ihres Selfies.
Dein Magen krampft,
dein Schädel glüht,
du sagst dir, du bist „wachsam“,
doch bist längst Detektiv
in deinem eigenen Albtraum.

Sie hat dich vergiftet,
sagst du dir,
hat Eifersucht eingepflanzt,
ein Unkraut,
das deine Seele erstickt.
Kein Wegsehen,
kein Weglaufen,
kein Loslassen.
Angekettet bist du,
an dieses Drama,
jeder Tag ein neuer Akt
in deiner Höllenoper.

Die Lösung?
Simpel, doch brutal.
Manche wollen den Schnitt,
einen großen Knall,
„Wir sind fertig!“,
dann ab in die Kneipe,
Wunden lecken.
Doch das klappt nicht,
wenn du innerlich hängst,
wie ein nasser Sack.

Andere träumen von Rache,
von einem Showdown,
der die Welt gerade rückt.
Doch willst du wirklich
der Typ sein,
der im Liebeswahn
zum Amokläufer wird?
Oder setzt du dich hin,
atmest tief durch,
fragst dich,
ob sie’s wert ist,
dein Leben
in einen Psychothriller zu verwandeln?

Die Wahrheit:
Eifersucht ist kein Gift,
das sie dir gab.
Ein Spiegel,
den sie dir vorhält.
Blickst du rein
und siehst Hass und Chaos,
liegt’s vielleicht nicht an ihr,
sondern an dir.

Also, was tust du?
Sie loslassen –
oder dich selbst.
Doch wenn du mich fragst,
fang mit ’nem Bier an,
hör auf, jeden Typ
mit besserem Haarschnitt
als Bedrohung zu sehen.

Die Welt dreht sich weiter,
und vielleicht,
nur vielleicht,
findest du irgendwann
eine Liebe,
die dich nicht
in den Wahnsinn treibt.

Zugriffe gesamt: 5