Sehen
das neue Fräulein Lehrerin
Die neue Mathelehrerin war Mitte zwanzig,
frisch von der Uni,
und trug ihre enge Bluse so,
als wollte sie beweisen,
dass Sinus und Kosinus
nicht die einzigen Kurven im Raum sind.
Ihre Brüste saßen hoch und voll,
der Rock endete genau dort,
wo die Phantasie begann,
und wenn sie sich an der Tafel streckte,
um eine Gleichung zu schreiben,
spannte der Stoff über ihrem prallen Hintern,
als wäre er extra dafür genäht worden.
Jeder im Kollegium
und jeder Schüler der Oberstufe
hatte sie längst im Kopf flachgelegt.
Mal auf dem Lehrerpult,
mal im Chemieraum zwischen den Reagenzgläsern,
mal einfach im Kopiererraum,
während das Gerät heiß lief
und sie stöhnte wie ein defekter Drucker.
Sie hieß Frau Kessler,
sprach mit weicher Stimme
über Ableitungen und Integrale,
und wenn sie „x“ sagte,
klang es wie ein Versprechen.
Die Jungs schrieben keine Lösungen mehr,
sondern zeichneten heimlich ihre Titten in die Hefte.
Die älteren Kollegen, verheiratet und verstaubt,
bekamen feuchte Hände,
wenn sie nur an ihr vorbeiging.
Sogar der Direktor,
dieser alte Sack mit seinem grauen Bart,
starrte länger als pädagogisch vertretbar
auf ihren Ausschnitt,
wenn sie ihm Berichte brachte.
Natürlich nannten sie alle hinter vorgehaltener Hand
„die Schlampe“.
Nicht weil sie wirklich mit jemandem schlief.
Nein, sie war viel zu korrekt, zu freundlich, zu perfekt.
Gerade das machte sie verdächtig.
Eine Frau, die so aussah, so ging, so lächelte,
musste doch eine sein.
Wer sonst trägt unter dem seriösen Lehrerinnenkostüm
einen String, der sich bei jeder Bewegung in die Ritze frisst?
Wer sonst beugt sich so tief über den Tisch des Schülers,
dass der Duft ihres Parfums einen fast umhaut
und man für einen Moment glaubt,
sie will genau das:
dass man sie endlich nimmt.
In den Pausen stand sie am Fenster,
trank Kaffee,
und die Sonne schien durch den dünnen Stoff ihrer Bluse,
sodass man die Umrisse ihres BHs sah.
Schwarzer Spitzen-BH.
Natürlich.
Was sonst bei einer wie der.
Und wenn sie lachte,
dieses helle, offene Lachen,
dann wussten alle:
Die macht das mit Absicht.
Die will, dass wir alle hart werden,
dass wir nachts von ihr wichsen,
dass wir sie hassen und begehren zugleich.
Eines Tages blieb ein Schüler nach dem Unterricht sitzen.
Großer Junge, Abiturjahrgang, muskulös,
ein bisschen dumm,
aber mit diesem Blick, den Frauen angeblich mögen.
Sie fragte, ob er Probleme mit der Aufgabenstellung habe.
Er sagte nichts.
Stand nur auf, ging zur Tür, schloss ab.
Drehte den Schlüssel langsam,
als wäre es das Normalste der Welt.
Sie lächelte.
Nicht erschrocken.
Nicht empört.
Dieses kleine, wissende Lächeln,
das alle schon kannten.
Das Lächeln, das sagte:
Endlich.
Und während draußen die Glocke zur nächsten Stunde läutete,
beugte sie sich über das Pult,
zog den Rock hoch
und zeigte, dass sie heute gar keinen Slip trug.
Nur den String.
Den schwarzen.
Den mit der kleinen Schleife hinten.
Die Schlampe hatte gewonnen.
Und keiner im Kollegium wunderte sich,
als sie am nächsten Tag ein bisschen heiser sprach.
Und ein bisschen zufriedener lächelte.