Sehen

der Herr Kunstmaler

Luiz Goldberg

Herr Müller schlurfte durch die enge Gasse,
sein weißes Haar klebte feucht an der Stirn.

Tiefe Falten zogen sich über sein Gesicht,
wie Risse in altem Leder.

Die Hose hing schlaff um seine Hüften,
der Gürtel fehlte.

Er roch nach kaltem Tabak,
der Duft hing in seiner Jacke fest.

Im Café am Eck
schob er sich an den Tresen.

Die junge Bedienung, braune Locken,
schenkte Kaffee ein.

Er murmelte Worte, unverständlich,
ein Brabbeln aus der Kehle.

Sie nickte höflich,
stellte die Tasse hin.

Er nippte, hustete rau.

"Bin Maler", krächzte er laut,
drehte den Kopf zu den Gästen.

"Kunstmaler, wisst ihr?
Große Bilder, Farben, alles."

Sein Lachen rasselte, heiser und trocken.

Die anderen schauten weg,
nippten weiter.

Seine Augen wanderten zur Bedienung zurück.

Sie wischte den Tresen,
bückte sich leicht.

In seinem Kopf griff er zu,
kniff fest in ihren Hintern.

Sie spürte nichts,
lachte mit einem Gast.

Er grinste innerlich,
starrte weiter.

Später saß er da, Tasse leer.

Er schnorrte eine zweite,
murmelte Dank.

Die Bedienung rollte die Augen,
goss nach.

Sein Blick klebte an ihrem Rock,
folgte jeder Bewegung.

In Gedanken zog er den Rock hoch,
drückte sie gegen die Wand,
griff ihr in den Schritt
und leckte sich die Lippen.

Draußen regnete es leicht.

Er zahlte nicht,
schlurfte hinaus.

Die Straße war leer,
Pfützen spiegelten Lichter.

Zu Hause, in der engen Kammer,
holte er Pinsel hervor.

Malte Striche auf Papier, formlos.

Dann legte er sich hin,
dachte an das Mädchen.

Am nächsten Tag wieder dasselbe.

Café, Kaffee, Brabbeln.

"Kunstmaler", wiederholte er.

Die Bedienung seufzte, servierte.

Sein Lachen hallte,
seine Gedanken kniffen zu.

So ging es weiter, Tag um Tag.

Die Falten vertieften sich,
der Tabakgeruch blieb.

Die jungen Mädchen wechselten,
seine Blicke nicht.

Er blieb Herr Müller,
der Maler in seinem Kopf.

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