Sehen
Der Name der Ehrfurcht
Er kennt keinen Namen dafür.
Er ahnt nur etwas, das ihn vorantreibt.
Ein unnennbares Etwas.
Er beugt sich zu ihr herab,
schaut herunter auf ihren unbekleideten Körper.
Wie sie daliegt und zu träumen scheint,
so wie er träumt, mit offenen Augen!
Sein Blick wie ein Scheinwerfer auf ihre nackte Haut gerichtet –;
und entlanggleitet,
von ihrem Gesicht über ihren Hals –
und herab zu ihrer nur schwach gewölbten Brust,
und weiter herunter über ihren Bauch,
über ihre Scham,
ihren glatten Schenkeln –
bis hin zu den Füßen.
Sinne verwirrend.
Phantasieeinschläfernd.
Schönheit die blendet wie der offene Blick in die Sonne.
So wie weiche reine Schafswolle auf offene Hände treffen würde,
will er sie berühren.
Doch seine Skrupel sind ihm im Wege.
Seine Verehrung für sie –,
seine Ehrfurcht?
Ist es das Wort?
Ist so sein Zustand beschaffen?
Ist es das was ihn zurückhält?
Sein mutwilliger Wille ist gebremst,
ist gefesselt, gefangen.
So schließt er die Augen und spürt.
Spürt ein geträumtes Wollen.
Eine in sich gekehrte Kontemplation aus Hände-über-Körper.
Er sieht sie sich ihm öffnend.
Er träumt sich in ihre offenen Arme,
in ihre sich öffnenden Schenkel.
Er hält die Augen fest verschlossen.
Aus Furcht vor der Wirklichkeit.
Die sich anders darstellen kann.
Minutenlang.
Dann beginnt eine Courage die ihn drängt
seine Augen langsam zu öffnen.
Und wieder herunterzuschauen.
Zu ihr.
Sie schaut auf,
schenkt nichts,
lächelt –,
allein mit ihren grünen Augen,
die Rätsel aufgeben,
wie die Fremdheit der Nähe – bei all der Nähe!
Die köstlichen Intimitäten reichen nicht aus!
So streichelt sie wie mit rostigen Eisenhandschuhen
über an sie gerichtete Emotionen.
Es soll weh tun – aus begehrlicher Zuneigung.
Reden, um doch nichts zu verstehen.
Nichts was von Bedeutung ist.
Kein Schritt darauf zu, um sich endlich zu erreichen.
Nur die großen Gesten die nichts besagen;
die ein Sicherheitsbedürfnis festigen sollen
das isoliert –
und auf ewig fremd bleiben läßt.
Heiße Küsse kühlen ab,
schmecken verbraucht.
Nur Sehnsucht noch,
nach Unerreichtem,
das im Dunkel bleibt –
unerreichbar!