Sehen

Die scharfe Mieze und ihr kleiner Köter

Charles Haiku

Sie war ein absolutes Prachtstück:
lange Beine,
ein Arsch wie frisch gebackenes Brot
und Augen, in denen man sofort absaufen wollte.

Nur leider gehörte zu diesem Luxusweibchen
ein nervtötender Zusatz:
ein Zwergpinscher namens „Bubi“.

Der Köter hatte die Größe einer Ratte,
die Lautstärke einer Kreissäge
und die Eifersucht eines italienischen Ehemanns.

Jedes Mal, wenn ich bei ihr aufkreuzte
und wir es uns gerade auf dem Sofa gemütlich machten,
ging das Theater los.

Kaum zog ich ihr das Höschen runter,
kam dieser kleine Satan angesaust,
sprang mit einem Satz zwischen uns,
stellte sich auf die Hinterbeine
und kläffte, als wollte er die Feuerwehr alarmieren.

„Wau-wau-wau!“ –
direkt ins Ohr,
während ich versuchte, in Stimmung zu kommen.

Der Winzling biss mir sogar mal in die Eichel,
als ich gerade andocken wollte.

Ich schwöre,
der Hund hatte einen besseren Blick auf meinen Schwanz
als sie selbst.

Nach dem dritten abgebrochenen Versuch
haben wir kapituliert.

Wir sind ins Bad gewandert,
Tür zu, Licht aus,
nur das leise Summen der Abluft.

Dort auf den kalten Fliesen
haben wir es dann endlich getrieben
wie zwei notgeile Teenager auf Klassenfahrt.

Sie auf dem Waschbecken,
ich stehend von hinten,
und draußen vor der Tür Bubi,
der mit den Pfoten scharrte
und winselte wie ein Verdurstender in der Wüste.

Das Gejaule drang durch die Tür,
aber wenigstens konnte er nicht mehr dazwischenfunken.

Wir kamen beide,
schnell, laut, fast trotzig –
als wollten wir dem Vieh beweisen,
dass wir stärker sind.

Danach war irgendwie die Luft raus.

Das nächste Mal wieder dasselbe Spiel:
Bubi auf dem Bett,
Bubi auf dem Tisch,
Bubi sogar auf ihrem Bauch,
als sie mir einen blasen wollte.

Irgendwann haben wir uns nur noch auf dem Klo getroffen,
weil das der einzige Ort war,
an dem der kleine Scheißer keine Chance hatte.

Romantik sieht anders aus.

Am Ende haben wir es noch zwei-, dreimal gemacht,
immer im Bad,
immer mit diesem Hintergrundgeheul.

Dann war Schluss.

Sie schrieb irgendwann nicht mehr zurück.

Ich hab später gehört,
sie hat jetzt einen Freund, der Hunde liebt.
Der schläft wahrscheinlich mit offener Schlafzimmertür
und lässt Bubi mit im Bett.

Manchmal vermisse ich ihren Arsch.
Den Köter nie.
Nicht eine Sekunde.

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