Sehen

Du bist nicht ihre Liga

Luiz Goldberg

In der engen Wohnung,
wo die Luft nach abgestandenem Kaffee schmeckt,
nach vergilbten Akten, nach Staub,
der sich in die Ritzen der Zeit legt,
fiel mein Satz wie ein Stein auf den Tisch.
Zwischen halb leeren Tassen,
Tassen, die von Gesprächen zeugen,
die längst kalt geworden sind,
sagte ich es ihm:
"Du bist nicht ihre Liga."
Die Worte hingen schwer,
wie Rauch, der sich nicht verzieht,
wie ein Urteil, das keiner hören will.
"Sieh ihren Gang," sagte ich,
"wie sie Räume durchquert,
ein Schatten, der nicht anhält,
ein Windstoß, der Türen zuschlägt.
Du kannst sie nicht halten.
Es ist, als wolltest du einen Zug
mit bloßen Händen stoppen."
Er lachte.
Ein kurzes, trockenes Geräusch,
wie ein Ast, der im Winter bricht.
Das Lachen hallte von den Wänden,
wie ein Echo in einem leeren Saal,
wo niemand mehr zuhört.
"Große Liebe," sagte er,
"verstehst du? Gemeinsame Träume.
Wir skizzieren sie auf Papier,
Seelenverwandtschaft, Notizen,
die wir hin- und herschieben,
als könnten wir die Gedanken des anderen
aus der Luft fischen,
wie Fische aus einem trüben Teich."
Doch jetzt sitzt er allein.
Das Zimmer, einst zu klein,
wirkt plötzlich zu groß,
die Vorhänge hängen schlaff,
wie Gesetze, die niemand mehr befolgt.
Draußen marschiert die Stadt weiter,
indifferent, ein endloser Takt,
Schritte, Autos, Stimmen,
die sich in den Straßen verlieren.
Sie liegt in einem anderen Bett,
an einen anderen geschmiegt,
in Laken, die frisch sind,
glatt, ohne die Falten seiner Unruhe.
Kein Platz für seine Schatten dort,
kein Raum für seine Hände,
die nach Halt suchten,
nach etwas, das bleibt.
Auf seinem Schreibtisch stapeln sich Akten,
Berichte von Nächten,
die nicht seine waren.
Ihre Seelen, die er verwandt glaubte,
rieben aneinander,
wie Zahnräder, die nicht greifen,
die knirschen, statt sich zu drehen.
Es war nicht der Sex,
nicht der Körper, den sie bei einem anderen suchte.
Es war die stille Anklage in ihren Blicken,
die sagte: Du stehst still.
Du bist ein Bahnhof,
an dem die Züge nicht halten.
Du bist ein Raum,
in dem die Luft nicht atmet.
Er hatte gelacht,
damals, als die Worte noch leicht waren.
Nun lacht die Leere zurück,
ein Geräusch, das in seinen Ohren hallt,
wie ein Hammer, der auf Eisen schlägt.
Die Uhr tickt weiter,
unerbittlich,
als zähle sie die Sekunden seiner Niederlage.
Jeder Schlag ein Echo,
jeder Moment ein Beweis,
dass die Zeit nicht wartet,
dass die Stadt nicht anhält,
dass sie längst weitergezogen ist,
mit ihrem Gang,
der Räume durchquert,
ohne Spuren zu hinterlassen.
Und er sitzt da,
in der engen Wohnung,
wo der Kaffee kalt wird,
wo die Akten vergilben,
wo die Vorhänge schweigen.
Seine Träume,
auf Papier gekritzelt,
liegen zerknittert neben den Tassen.
Seelenverwandtschaft?
Ein Wort, das sich auflöst,
wie Zucker in heißem Wasser.

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