Sehen
Echo der Vergessenen Schuld
Welche Schuld verfolgt mich im Traum der Nacht so hart?
Welches Echo aus Jahrhunderten tobt in mir?
Des öfteren träume ich von Bildern des Kriegs,
In denen ich stets ein Gefangener bin gefangen.
Meine Tage scheinen gezählt in diesem Reich,
Doch irgendwie gelingt es mir immer wieder,
Mich am Leben zu halten, von einem Tag
Zum nächsten zu schleppen, in ständiger Angst.
In diesen Träumen stehe ich mächtigen Leuten
Gegenüber, die möglicherweise Peiniger sind,
Die jedoch selbst langsam ihre Macht einzubüßen
Scheinen, zerbrechlich werden vor meinen Augen.
Je deutlicher ich hinschaue in dieses Dunkel,
Desto klarer wird mir, dass auch diese Gestalten,
Die scheinbar unbezwingbar wirken im Licht,
Sich einer höheren Macht beugen müssen nun.
Diese übergeordnete Kraft bietet mir jedoch
Keinerlei Hilfe oder Erlösung in Not.
Ich bleibe allein, hilflos und ausgeliefert
Meinem Schicksal gegenübergestellt im Sturm.
Eine unerklärliche Verbindung knüpft mich
An ein Ereignis, das Jahrhunderte zurückliegt.
Je mehr ich versuche, es zu ignorieren hart,
Desto heftiger werden die Albträume wild,
Desto eindringlicher werden die Stimmen laut,
Die nach Gerechtigkeit schreien in meinem Kopf.
Doch wofür? Welche Schuld könnte so mächtig sein,
Dass sie über Generationen hinweg wirkt stark?
Auf der Suche nach Antworten begebe ich mich
Auf eine Reise, die mich tief in meine eigene
Familiengeschichte führt, in verborgene Tiefen.
Alte Briefe, vergilbte Tagebücher und vergessene
Grabsteine offenbaren langsam eine Wahrheit,
Die ebenso erschütternd wie gefährlich ist.
Je näher ich dem Geheimnis komme in Eile,
Desto klarer wird mir, dass diese Schuld einst
Sorgfältig verborgen wurde vor aller Welt,
Und sie fordert nun ihren Tribut mit Gewalt.
Menschen aus meiner Umgebung beginnen sich
Merkwürdig zu verhalten, als spürten sie es,
Dass ich etwas aufgeweckt habe im Schlaf,
Das besser im Dunkeln geblieben wäre ewig.
Bald merke ich, dass nicht nur ich betroffen bin,
Sondern dass eine alte Macht durch meine Träume
Hindurch zu wirken beginnt, um endlich Rache
Zu üben, Vergeltung in der Welt zu fordern.
Um dem Fluch zu entkommen, muss ich mich stellen
Einer unbequemen Wahrheit, die mich zerreißt,
Einem düsteren Erbe, das weit über persönliche
Schuld hinausgeht in seiner unermesslichen Weite.
Ich erkenne, dass meine Seele Schauplatz geworden
Ist eines Kampfes, dessen Ursprung weit zurück
In der Vergangenheit liegt, in vergessenen Zeiten.
Doch bevor ich den entscheidenden Moment erlebe,
Bevor es zu meinem Tod oder Freiheit kommt,
Wache ich jedes Mal auf, schweißgebadet und leer.
Die Nacht endet abrupt, lässt mich zurück allein,
Mit dem Echo, das weiter in mir tobt und ruft.
Die Schuld flüstert weiter, unerbittlich und alt,
Und ich frage mich, ob der Traum je enden wird.
Vielleicht ist die Reise erst der Anfang vom Weg,
In dem ich die Ketten der Vergangenheit sprenge.
Doch bis dahin verfolgt mich das unsichtbare Band,
Das mich bindet an Taten, die nicht meine sind.
Die Stimmen werden lauter, die Bilder schärfer,
Und ich weiß, dass der Kampf in mir tobt für immer.
Nur die Wahrheit könnte den Fluch vielleicht brechen,
Doch sie lauert im Schatten, wartet auf mich.
So bleibe ich gefangen in diesem Kreislauf,
Von Traum zu Traum, von Tag zu endloser Nacht.