Sehen

Ein Tag zum Kotzen, ein Bett zum Fluchen

Rocco Brüder

Das Leben hat manchmal einen Humor,
so schwarz,
dass du ihn nicht mal mit ’nem Schnaps wegkriegst.
Du wachst auf,
und der Tag hat schon beschlossen,
dich zu zerlegen.
Der Wecker kreischt
wie ein beleidigter Papagei,
dein Handy streikt,
als du die eine wichtige Nachricht lesen willst,
und der Regen pisst dir ins Gesicht,
bevor du auch nur die Tür aufmachst.

Im Büro dann der Vollschaden:
Der Chef knallt dir ’nen Stapel Arbeit hin,
die Kollegen zicken wie aufgescheuchte Hühner,
und der Kopierer gibt dir den Rest,
indem er dein Dokument frisst.
Zum WC schleppst du dich
mit ’nem Schädel,
der brummt wie ein kaputter Kühlschrank,
und träumst von einem Moment,
der den Tag rettet.
Aber was kriegst du?
Nichts als Frust
und ein Bett,
das dich fertigmacht.

Stell dir vor:
Du kämpfst dich durch die Stunden.
In der Mittagspause
auf dem Weg zum Sushi-Türken
rutschst du auf ’nem nassen Gehweg aus,
weil deine Schuhe dich hassen,
und der Busfahrer grinst fies,
als er ohne dich losrast.
Im Job geht’s weiter:
Kunden schreien,
als wärst du ihr persönlicher Prügelknabe,
die Uhr tickt,
als hätte sie’s eilig, dich zu quälen,
und die Kaffeepause ist ein Witz,
weil der Automat nur lauwarmen Dreck spuckt.
Du sehnst dich nach Trost –
’ne warme Umarmung,
’nen Drink,
irgendwas, das dich wiederbelebt.
Stattdessen landest du abends in ’ner Bar,
wo du ’ne Tussi aufgabelst,
die mit Wimpernklimpern und billigem Parfüm
verspricht, den Tag zu retten.
Oder du kommst heim zur Freundin,
hoffst auf Leidenschaft,
die dich den Mist vergessen lässt.
Aber was passiert?

Der Höhepunkt des Elends:
Der Sex ist so mies,
dass du dich fragst,
ob ihr beide überhaupt im selben Raum wart.
Der One-Night-Stand aus der Bar
liegt da wie ein nasser Sack,
stöhnt wie ein defekter Staubsauger
und riecht nach Kneipenaschenbecher.
Oder die Freundin?
Die macht’s mechanisch,
als würde sie ’nen Einkaufszettel abarbeiten,
und du starrst an die Decke,
während du dich fragst,
warum du nicht einfach Netflix geschaut hast.
Es ist der Gipfel des Scheiterns:
ein Tag, der dich tritt,
und ein Bett, das dich auslacht.

Doch irgendwo,
zwischen dem Frust und dem Fiasko,
glimmert was.
Ein Funke Romantik,
ein Traum von ’nem besseren Tag,
wo die Sonne scheint,
die Umarmungen echt sind
und das Bett nicht zur Strafe wird.
Du lachst bitter,
weil du weißt:
Solche Tage machen dich zäh.
Du überlebst den Regen,
die Deadlines,
die Katastrophe im Schlafzimmer –
und träumst von ’nem Kuss,
der dich nicht enttäuscht.

Soll ich dir was sagen.
Die schlimmsten Nächte sind die,
die dich an die guten erinnern.
Also nimm’s mit ’nem schiefen Grinsen,
lieb zärtlich,
auch wenn’s grottig ist,
und warte auf morgen.
Vielleicht wird’s besser –
aber nur vielleicht.

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