Sehen
Freiheit der Worte
Die Kunst des Schreibens
ist ein Tanz auf Messers Schneide.
Von Vladimir Majakowski
habe ich die Radikalität gelernt –
seine Worte waren wie Molotowcocktails,
die die bürgerliche Fassade in Brand setzten.
Charles Bukowski zeigte mir
die Schönheit der rohen Realität,
die Wahrheit im Dreck des Alltags,
wo das Leben pulsiert
und die Masken fallen.
Boris Vian lehrte mich den Wortwitz,
die Freude daran, mit Sprache zu spielen,
selbst wenn sie von Sex, Tod
oder Absurdität spricht.
George Grosz,
der mit seinen bissigen Zeichnungen
die Gesellschaft bloßstellte,
kannte die Gerichte von innen –
ein Schicksal, das mir nicht ganz fremd ist.
Und Bertolt Brecht?
Der sprach mir aus der Seele,
wenn es um die unverblümte Lust am Leben
und die Freiheit des Körpers ging.
Seine Direktheit in Sachen Sex
ist ein Leitstern:
keine Scham, nur Wahrheit.
Doch dann ist da Vsevolod Meyerhold,
der große Theaterreformer,
den Stalins Befehl in den Tod schickte.
Nicht, dass Stalin selbst abdrückte,
aber seine Macht reichte aus,
um einen Künstler zum Schweigen zu bringen.
Auch in Demokratien
ist die Freiheit des Wortes nicht ohne Risiko.
John Lennon fiel einem Irren zum Opfer,
und die Liste derer,
die für ihre Kunst bezahlten,
ist lang.
Als Autor frage ich mich:
Wie weit kann ich gehen,
ohne mein Leben zu riskieren?
Die Antwort:
So weit wie nötig,
aber mit einem wachen Blick für die Gefahr.
Meine Texte sind ein Spiel mit Tabus,
ein Auflehnen gegen die Doppelmoral.
Sex ist darin mehr als nur Lust –
er ist ein Symbol für Rebellion,
für die rohe Essenz des Menschseins.
Wenn ich über Nutten
oder Orgien schreibe,
dann nicht nur, um zu provozieren,
sondern um die Absurdität unserer Gesellschaft zu zeigen,
die Liebe predigt
und doch die Körper verurteilt.
Brecht wusste,
dass das Körperliche politisch ist,
und ich folge ihm,
wenn ich die Sprache als Waffe nutze,
um Konventionen zu sprengen.
Aber ich habe keine Lust,
wie Meyerhold zu enden.
Also balanciere ich,
provoziere mit einem Augenzwinkern
und halte den Kopf unten,
wenn es brenzlig wird.
Die Kunst ist,
die Wahrheit zu sagen
und dabei zu überleben.
Majakowski war zu radikal, um zu bestehen.
Bukowski machte die Gosse zur Bühne.
Vian lachte,
Grosz zeichnete,
Brecht inszenierte.
Ich schreibe,
liebe,
lebe –
und bleibe vorsichtig.
So Gott will.