Sehen
Gehen Sie eigentlich fremd?
Wo Fremdgehen anfängt,
liegt wohl ganz im Auge des Betrachters.
Für manch einen beginnt es bereits im Kopf –
oder gerade dort –
für jemand anderen mit einem leidenschaftlichen Kuss.
Wieder andere gehen fremd,
sobald sie den Fuß vor die Haustür setzen.
Bei Sex im klassischen Sinne
und Oralverkehr
sind sich nahezu alle einig,
dass dies eindeutig als Betrug am Partner
gesehen werden muss.
Nicht repräsentativen, privaten Umfragen zufolge
scheiden sich die Geister am Telefonsex.
Selbstbefriedigung oder Betrug am Partner?
Solange keine gefühlsmäßige Bindung
an den Telefonpartner besteht,
wird T6 als Masturbationsphantasie verstanden,
gleichzusetzen mit dem Lesen erotischer Schriften.
War es früher noch verpönt,
sich selbst zu bedienen,
so wird es heute als Bereicherung angesehen,
sich ab und zu einen runter zu holen –
das gilt für Männer und Frauen gleichermaßen.
Würde der Partner dadurch allerdings sexuell vernachlässigt
und man versuchte seine eigene Lust
durch Masturbation zu kompensieren...
Ja, dann...
Gehen Sie eigentlich fremd?
Darf ich soweit gehen
und behaupten,
dass nicht nur sexuelles Abwenden vom Partner
Fremdgehen ist?
Die Rechtsanwältin,
die 70 Stunden die Woche ackert,
befriedigt durch ihren Job,
anstatt mit ihrem Mann zu vögeln.
Der Hertha-Fan,
der jedes Wochenende mit den Jungs
ins Fußballstadion rennt
und lattendicht nach Hause kommt
und gar nicht bemerkt,
dass sich seine Frau für ihn aufgehübscht hat.
In einem Herrenhochglanzmagazin
erzählten Männer von ihren Seitensprung-Erfahrungen.
Hier erfahren wir z.B.:
„Versprich nie Liebe, sondern nur Sex!“
Umso besser...
es gibt genügend Frauen, die nur den wollen.
„Mit Affären sollte man nie prahlen.“
Das liegt aber in der Natur des Mannes...
jagen und sammeln.
Dann aber nicht ausstellen?!
„Die sicherste SMS ist die, die nie geschrieben wird.“
Welch Logik!
Ist demnach der sicherste Seitensprung
der, der nie begangen wird?
So muss es wohl sein.
„Benutzen Sie immer den gleichen Kosenamen,
da wir Namen, die mit besonders heftigen Emotionen verbunden sind,
gut abspeichern.“
Sicher käme es nicht so gut an,
„Ohh Gaby“ zu stöhnen,
wenn die unter ihnen liegende Dame eine Steffi ist...
Bis hin zu den gekauften Alibis.
Doch wo bleibt denn da der Nervenkitzel?
Werden wir nicht geradezu zum Lügen aufgefordert?
Die Seitensprung-Agenturen bieten uns den perfekten Schutz.
Ein Klassentreffen in einer anderen Stadt,
natürlich mit Übernachtung,
oder das Vermitteln eines perfekten Verhältnisses.
Manche Männer WOLLEN entdeckt werden,
ihre Trophäe präsentieren.
Sie können es nicht ertragen,
dass ihre Eroberung unter dem Mantel des Schweigens verkümmert.
Konnte man(n) Liebesbriefe –
so altmodische Dinger –
noch an einem sicheren Ort verstecken,
so sind SMS und Mails immer am gleichen Platz zu finden.
Und wenn die Ehemänner ihren Frauen
aus lauter Bequemlichkeit die Passwörter mitteilen
oder auf diesem Wege signalisieren wollen
„Hey Baby, Du kannst mir trauen“,
ihr dann auch noch Anlass geben,
sich auf die Suche zu machen,
dann drängt sich mir die Frage auf:
„Ja Männer, wie dämlich seid Ihr eigentlich?“
Wie so oft im Leben
dürfen die Männer sich ein Beispiel an den Frauen nehmen.
Sie bauen ein perfektes Netz,
sofern sie denn Seitensprunggedanken hegen.
Bei all’ ihren Freundinnen,
verteilt über mehrere Städte,
hat Mann kaum eine Chance,
ihr auf die Schliche zu kommen.
Und wenn man einem Göttinger Paartherapeuten Glauben schenken darf,
sind sie bedeutend cooler
und Meisterinnen im Verheimlichen.
Warum überhaupt „in die Fremde gehen“?
Sexuelle Unzufriedenheit,
Langeweile,
mangelnde Spontaneität,
das Verlangen nach mehr Abwechslung im Bett,
das Vermissen von begehren und begehrt werden,
Zärtlichkeit.
Es gibt sicherlich noch Millionen anderer Gründe,
fremdzugehen.
Was aber, wenn es mit all dem gar nichts zu tun hat?
Wenn sich die „Seelenklempner“ irren?
Warum nicht einfach aus Spaß an der Freud fremdgehen?
Aus Lust am anderen Geschlecht –
oder am gleichen?
Diese Phantasie mögen doch vor allem die Männer –
ihre Frau bei geilem Sex mit einer anderen.
Aber „Bitte, bitte Schatz, lass’ mich zusehen!“
Und die Damen?
Wie sieht es mit Ihnen aus?
Wollen Sie gerne mal zusehen,
wie sich ein anderer Kerl blasend
an Ihrem Gatten zu schaffen macht?
Und wenn schon!
Ihr Gatte würde diese Vorstellung
sicher nicht so prickelnd finden.
Aus Lust an neuer Aufregung,
fremder Haut?
Und das, obwohl man seine(n) Partner(in) liebt?
Alles möglich.
Doch dann würde man eher nicht fremdgehen,
sondern eine andere Lösung finden –
möglicherweise.
Einer „Cosmo“-Studie zufolge
sollen sich 59% der Männer
Sex mit mehreren „Mitspielern“ wünschen
(bei den Frauen sind es nur 7%).
Vielleicht gestehen es sich die Frauen
aber nur nicht ein.
Ladies, wollen Sie wirklich immer nur Kerzchen,
Musik, Romantik?
Sie sollten es ab und zu auch mal richtig krachen lassen.
Männern ist es gestattet, triebhaft zu sein,
schließlich liegt es in der Evolution begründet,
dass sie ihren Samen möglichst streuen.
Frauen, demnach meistens mit Schwangersein beschäftigt,
brauchen keine Triebe.
Entwickeln sie sie dennoch,
gelten sie schnell als nymphoman.
Dabei geben Männer an,
dass sie es lieben würden,
wenn Frau die Initiative ergreift,
sagt und weiß, was sie will.
Wird Mann aber erobert,
vernascht aus purer Lust,
mit erhobenem Haupt,
macht es ihm doch eher Angst.
So emanzipiert will er dann doch nicht sein.
Der Job des Jagens und Sammelns
steht immer noch der männlichen Spezies zu,
obwohl sich Frauen längst als die besseren Männer
unter Beweis gestellt haben –
nur dass sie eben keinen Schwanz haben.
…und das muss für heute reichen.
Bleiben Sie sauber –
aber immer hübsch neugierig.