Sehen
Grenzüberschreitung
Wir hatten uns verabredet,
um Grenzen zu überschreiten.
Die Idee kam von ihr, per Nachricht:
Etwas Extremes ausprobieren,
das uns näherbringt.
Ich stimmte zu,
neugierig auf das Unbekannte.
Sie schlug vor,
eine Gummidecke zu besorgen,
für Sauberkeit.
Ich holte eine aus dem Baumarkt,
schwarz, wasserdicht.
In meiner Wohnung
breiteten wir die Decke auf dem Boden aus.
Das Licht dimmten wir herunter,
Kerzen flackerten.
Sie zog sich aus, langsam,
streckte sich darauf aus.
Ich folgte,
legte mich neben sie.
Ihre Haut berührte meine,
warm, aber angespannt.
„Bist du bereit?“, fragte sie leise.
„Für was genau?“
„Grenzen sprengen.
Ich will auf dich scheißen.
Auf deinen Körper.
Direkt.“
Ich starrte sie an.
Der Vorschlag hing im Raum, schwer.
Kein Witz.
Sie meinte es ernst.
Ein Akt der Hingabe, sagte sie,
intim und tabu.
Ich nickte,
legte mich flach hin.
Sie hockte sich über mich,
Knie links und rechts von meiner Brust.
Ihre Muskeln spannten sich an.
Sie presste.
Ihr Gesicht verzerrte sich,
Schweißperlen bildeten sich.
Minuten vergingen.
Nichts passierte.
Sie versuchte es weiter,
ächzte leise.
Ihr Bauch zog sich zusammen,
aber leer.
„Es kommt nichts“, murmelte sie, frustriert.
Ich sah hoch,
ihr Gesicht rot vor Anstrengung.
„Kann ich dir helfen?“, fragte ich, mitfühlend.
Vielleicht Massage oder so.
Sie starrte mich an, Augen verengt.
„Machst du dich lustig über mich?“
Ihre Stimme scharf.
„Nein, wirklich nicht.
Ich will nur helfen.“
Sie stand auf, stampfte zur Seite.
Die Decke knisterte.
„Das war ernst gemeint.
Und du lachst innerlich.“
„Tue ich nicht.
Es ist okay, wenn es nicht klappt.“
Sie zog sich an, schnell, wütend.
„Vergiss es.
Die Nacht ist ruiniert.“
Ich setzte mich auf.
Die Decke kalt unter mir.
Kein Erfolg, keine Grenzüberschreitung.
Nur Missverständnis.
Sie ging, Tür knallte zu.
Allein blieb ich zurück,
auf der leeren Decke.
Eine unerfüllte Nacht, voller Leere.