Sehen
Hitze erschlägt Kreativität
Die Sonne brennt durch das Fenster herein,
und ich sitze am Tisch,
stare auf den leeren Bildschirm.
Draußen flimmert die Luft über dem Asphalt,
drinnen klebt mein Shirt am Rücken.
Ich versuche, einen Satz zu tippen,
etwas Originelles,
aber mein Hirn fühlt sich an wie Brei.
Kein einziger Gedanke will greifen.
Ich lehne mich zurück,
schließe die Augen
und stelle mir vor,
wie eine Frau vor mir steht,
ihre Beine spreizt,
und ich ihren Schoß direkt über meinem Gesicht habe.
Feucht,
einladend,
der Duft steigt auf.
Normalerweise würde das reichen,
um mich anzutörnen,
meinen Verstand anzukurbeln –
Sex ist für mich der beste Kick für Ideen.
Aber heute?
Nichts.
Mein Glied liegt einfach da,
regungslos,
als hätte die Hitze es betäubt.
Ich stöhne auf,
wische mir den Schweiß von der Stirn.
Der Ventilator surrt nutzlos,
bläst nur warme Luft umher.
Ich stehe auf,
gehe zum Kühlschrank,
hole eine Flasche Wasser raus
und trinke gierig.
Tropfen laufen mir übers Kinn,
landen auf meiner Brust.
Für einen Moment denke ich,
das könnte helfen,
stelle mir vor,
wie sie da ist,
nackt,
und ich das Wasser über ihren Körper gieße,
es ablecke.
Ihre Haut glänzt,
sie drückt sich an mich,
und ich schiebe meine Hand zwischen ihre Schenkel.
Aber nein,
selbst das Bild lässt mich kalt.
Mein Körper ignoriert es einfach.
Frustriert knalle ich die Flasche hin
und setze mich wieder.
Um mich abzulenken,
drehe ich das Radio an.
Statik knistert,
dann eine Stimme:
Nachrichten, Werbung,
und endlich der Wetterbericht.
„Aktuell messen wir sechsunddreißig Grad in der Stadt,
und es wird noch heißer.
Bis zum Abend erwarten wir Spitzenwerte
um die vierzig Grad.
Bleiben Sie hydriert
und meiden Sie die Sonne.“
Ich lache bitter auf.
Hydriert?
Als ob das hilft.
Die Hitze dringt überall ein,
blockt alles ab.
Ich stelle mir vor,
wie ich später rausgehe,
vielleicht in einen Park,
wo Leute unter Bäumen liegen.
Eine Frau dort,
die mich ansieht,
wir verschwinden hinter einem Busch.
Sie zieht sich aus,
setzt sich auf mich,
und die Wärme draußen mischt sich mit unserer.
Aber wieder:
Keine Regung unten.
Der Bericht endet mit einem Werbejingle
für Klimaanlagen,
und ich schalte aus.
Ich stehe auf,
öffne das Fenster weiter,
hoffe auf einen Hauch Wind.
Stattdessen strömt nur mehr Glut herein.
Mein Zimmer fühlt sich wie ein Backofen an.
Ich ziehe mein Shirt aus,
setze mich nackt hin,
versuche es nochmal mit der Fantasie.
Sie kniet vor mir,
nimmt meinen Schwanz in den Mund,
saugt langsam.
Ich greife in ihre Haare,
drücke sie tiefer.
In meinem Kopf läuft der Film,
aber mein Körper streikt.
Die Hitze hat gewonnen.
Ich gebe auf,
lege mich aufs Bett,
stare an die Decke.
Vielleicht später,
wenn es abkühlt.
Der Wetterbericht hat recht:
Es wird noch heißer.
Und ich?
Bleibe trocken,
leer,
warten auf den Abend.