Sehen
ich bin ihr hörig
Sie trägt keine Peitsche,
kein Leder,
keinen Befehlston.
Sie trägt nur diesen Blick,
diesen einen, halben, gelangweilten Augenaufschlag,
und schon rinnt mir das Rückgrat aus den Ohren.
Ich bin hörig.
Nicht weil sie mich zwingt,
das wäre zu einfach, zu billig, zu entschuldbar.
Nein, ich bin es freiwillig,
aus tiefster, dämlichesten Überzeugung.
Ihre Stimme reicht,
ein einziges „Na, Kleiner?“
und mein Verstand legt sich hin
wie ein gut dressierter Hund.
Was reizt mich das fremde Abenteuer,
wenn sie doch alles ist, was ich brauche?
Andere Frauen lachen zu laut,
riechen zu süß,
wollen reden, küssen, kuscheln.
Sie nicht.
Sie nimmt, was ihr zusteht,
und gibt mir dafür genau das,
wonach mein Körper bettelt:
die Gewissheit, dass ich nichts bin ohne ihre Laune.
Ich bin ihr Spielzeug,
ihr Fußabtreter,
ihr lebender Aschenbecher,
wenn ihr danach ist.
Und ich liebe es.
Liebe es so sehr,
dass ich nachts wach liege
und mir vorstelle,
wie sie mich vergisst.
Wie sie eines Morgens aufwacht,
mich ansieht
und denkt:
„Ach der. Der war auch mal da.“
Ich bin ihr Sklave aus eigener Wahl,
und das ist das Perfideste daran.
Keine Ketten, keine Verträge,
nur diese süße, klebrige Abhängigkeit,
die sich in mir eingenistet hat
wie ein Parasit mit Samtstimme.
Sie ist der Sinn meiner Lust,
der einzige Grund,
warum mein Schwanz noch steif wird.
Ohne ihren Spott,
ohne ihre kalte Gleichgültigkeit
bin ich nur ein Mann mittleren Alters
mit zu viel Bauch
und zu wenig Rückgrat.
Manchmal stelle ich mir vor,
wie sie mich fallen lässt.
Einfach so.
Ein Schulterzucken,
ein „Geh jetzt“,
und ich stehe da, nackt,
mit herunterhängendem Schwanz
und dem Gefühl,
dass mein Leben gerade zu Ende gegangen ist.
Ich fürchte diesen Tag mehr als den Tod.
Denn dann müsste ich wieder ich selbst sein,
und das ertrage ich nicht mehr.
Ich bin hörig.
Und ich will es nicht anders.
Lieber krieche ich weiter auf Knien
durch ihre Launen,
als jemals wieder aufrecht zu gehen.
Sie hat mich genau da,
wo sie mich haben will:
zwischen ihren Schenkeln,
am Boden,
mit offenem Mund
und geschlossenen Augen.
Und ich bete sie dafür an.
Bleiben Sie anständig, moralisch und sauber,
ich schaff’s eh nicht mehr.
Grüßen Sie mir alle, die Sie barfuß treffen.
Ich bin beschäftigt.
Ich habe eine Göttin zu verehren.