Sehen

Im Schaukelstuhl

Charles Haiku

Ich war ein kleiner Junge, kaum vier Sommer alt,
die Welt ein weites Rätsel, das in meinen Händen lag.
Auf Großmutters Schoß kletterte ich, ein neugieriger Spatz,
ihr Schaukelstuhl knarrte leise, ein Lied aus Holz und Zeit.
Das Licht des Nachmittags fiel schräg durchs Fenster,
malte Gold auf ihren Rock, der nach Lavendel duftete,
nach Brot und Salz und einem Hauch von Sommerwind.
Ihre Brüste, weich wie Kissen, getragen von den Jahren,
waren ein Hafen, warm und sicher,
ein Ort, wo Stürme draußen blieben.
Die Welt da draußen brummte, unruhig, laut,
Autos brausten, Nachbarn riefen,
die alte Eiche im Hof flüsterte Geheimnisse,
die nur der Wind verstand.
Doch hier, auf ihrem Schoß, war Ruhe.
Nur die Stricknadeln sangen,
klick-klick, ein leises Strick-Lied,
verwoben mit dem Schlag ihres Herzens,
das unter meiner Wange pochte,
gleichmäßig wie ein Pendel selbst.
Ihr Gesicht, ein Meer aus Falten,
erzählte ohne Worte:
von Wintern, die die Knochen frösteln ließen,
von Festen, wo das Lachen tanzte,
von Tagen, die wie Perlen auf einer Schnur
ein Leben formten.
Ihr Lächeln war die Sonne,
geduldig, still,
eine Liebe, die kein Ende kannte.
Ich lag in diesem Nest aus Zärtlichkeit,
unschuldig, geborgen,
als wäre die Welt nur dieser Augenblick.
Manchmal summte sie,
ein Lied, das älter war als ich,
wie ein Fluss, der sich durch Täler windet,
ohne Anfang, ohne Ziel.
Ihre Hände, rau von Arbeit,
doch sanft wie ein Frühlingshauch,
strichen über meinen Kopf,
während die Nadeln weiterwoben,
bunte Fäden, weich wie Träume,
die später mein Bett wärmen würden.
Die Zeit stand still,
obgleich die Uhr gewissenhaft tickte.
Nur wir, Großmutter und ich,
in einem Raum aus Licht und Duft,
wo die Welt sich in einem Schaukelstuhl wiegte.
Als der Schlaf kam, weich wie ein Schatten,
hob sie mich hoch,
ihre Arme stark, trotz der Jahre,
leicht wie ein Vogel trug sie mich ins Bett.
Die Decke, die liebevoll gestrickte,
legte sich über mich,
warm wie ihre Liebe,
kühl wie die Nacht.
Und während ich wieder einschlief,
träumte ich von Bergen, die nicht zerfallen,
von Flüssen, die weich wie Wasser fließen,
von einem Lächeln, das die Welt zusammenhält.

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