Sehen

Imbißbuden-Wette

Luiz Goldberg

Eine neue Beziehung, ein Anfang,
wie ein Morgen, der sich zögernd öffnet,
wie ein Weg, der sich unter den Füßen formt,
glücklich, ja, glücklich,
mit einer Lust, die nicht nur den Anderen will,
sondern die Welt durch ihn neu sieht.
Die Straßenlaternen werfen Schatten,
die sich mit unseren Schritten vermischen,
und in der Stille der Nacht,
in der Wärme eines Blicks,
liegt die Möglichkeit von allem.
Doch dann, wie immer, meine Frage,
die sich aus den Tiefen erhebt,
wie ein Fluss, der ans Licht bricht,
„Ich habe Lust auf deinen Arsch,
will mich und dich in ihm verwöhnen.“
Die Worte hängen in der Luft,
schwer wie der Duft von Regen auf Asphalt,
leicht wie ein Gedanke, der sich verliert.
Sie schaut mich an, ihre Augen ein See,
in dem sich die Welt spiegelt, und sagt:
„Hach, das ist nicht so mein Ding.
Das ist wie der Verzehr einer Currywurst,
mit dem höchsten Schärfegrad,
wo der Mund brennt und die Seele schreit.“
Ein Lachen, ein Schweigen, ein Moment,
in dem die Zeit sich dehnt,
wie ein Faden, der nicht reißt.
Wir einigen uns auf eine Wette,
eine kindliche, ernste, absurde Wette,
wie sie nur Liebende schließen,
wenn die Welt sich um sie dreht.
Schaffe ich die Currywurst, ohne Frust,
ohne den Schmerz zu verraten,
dann steht mir ihr Arschloch stetig offen,
wie ein Tor, das sich nur einmal öffnet,
wie ein Geheimnis, das sich preisgibt.
Das war gestern, ein Tag,
der sich in die Haut eingebrannt hat,
wie die Sonne, die auf den Asphalt knallt.
Heute ist heute, ein anderer Tag,
die Luft riecht nach Fett und Rauch,
nach Imbissbuden und Sommerstaub.
Der Currymeister, ein Mann mit rauen Händen,
reicht mir die Wurst, die schärfste,
die wie ein Versprechen glüht,
wie eine Prüfung, die niemand besteht.
Er schaut mich an, neugierig,
als wisse er, was auf dem Spiel steht,
als kenne er die Geschichten,
die in den Gewürzen verborgen sind.
Ein Biss, nur ein Biss,
und in meinem Mund tobt eine Flammenwolke,
ein Sturm aus Chili und Glut,
der die Zunge zerreißt, die Kehle verbrennt.
Die Welt wird klein, wird heiß, wird rot,
und ich sterbe den Currytod,
ein Tod, der nicht endet, sondern pulsiert,
wie ein Herzschlag, der nicht aufhört.
Bin sozusagen voll im Arsch,
verloren in der Schärfe,
verloren in der Wette,
und doch, in diesem Brennen,
in diesem Scheitern,
liegt das Leben.

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