Sehen

isolierte leben

Ferdinand Freiherr von der Ferne

wieder ist stille da.
stille der einkehr –
ein schritt zurück von der gegenwart –
außenstand,
mit der gunst einen blick zu tun
auf das, was geschieht.

innen, im selbst,
wie außen.

pulsierende leben,
die nur selbst sich spürend fremdes erleben –
voll verlangen nach fatalen leibern,
der unaufhaltsamen suche nach einem zugang
zu den abgründigen tiefen menschlicher leidenschaften.

es stehen die mächte der wilden instinkte
und der gewalttätigkeiten
hinter all dem unerfüllten geschehen,
der triebbeseelten sehnsüchte.

nicht gerade das was ihm beliebt,
bekommt der, der nicht sanft und still liebt –;
wer doch so tut,
kann ein gleiches erfahren,
was sich als gleichbedeutend erweist,
mit der gänzlichen fatalität allen daseins,
in dem jedes leben isoliert ist –
jedes für sich existiert,
und doch ewig bestrebt zusammenzuwirken –;
und es tut,
im ewigen kreislauf zwischen geburten und toden.

und kein stein leidet dabei,
keine wolke und kein licht.
nur wir sind es,
die am leben leiden –
ohne dieses leidvolle aufgeben zu wollen.

der himmel zeigt sich blau.
ob ihm das recht ist,
fragt sich kein insekt.

früher einmal,
noch weit vor anbeginn allen daseins –,
wer wachte da über die schlafenden –
und wer weckte sie schließlich zur rechten zeit?

heute kann nichts mehr zurückgedacht werden,
heute kann noch zurückgesehnt werden,
ja, das –;
jedoch wird ein anderes leben,
eine andere art leben gelebt,
die still vor sich hin lebt.

stille die hörbar, spürbar, sichtbar ist,
stille die dunkel ist,
stille die geräusche nachahmt,
stille die sich um nackte haut schlingt –
und die zurückschreckt schritte nach vorn zu tun.

wie die stille weiter agieren wird,
steht in den sternen geschrieben –;
und sie wird irgendwann den herbeiholen,
der alle einmal holt.

die stille wird es sein,
die IHN kommen läßt
und vielleicht sogar zusammen –
hand in hand vor einem steht
und unsprechbar das äußert,
das so klar ist wie der helle tag,
auch wenn es dann schon nacht sein wird.

tiefste nacht,
denn dieses – genau dieses –
wird sich stets nur nachts abspielen:
die übergabe –
vom leben –
hin zum –

die stille der einkehr.

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