Sehen
Komm, lass uns Orgien feiern
Komm,
lass uns endlich die Hüllen fallen lassen
und in den wahren Garten der Lüste eintauchen,
wo keine Predigt mehr zählt
und kein Moralapostel die Stille stört.
Ich kenne diesen Ort –
keine Adresse,
kein Schild,
nur ein altes Fabrikgelände am Stadtrand,
wo nachts die Neonlichter flackern
und der Bass so tief dröhnt,
dass er direkt in die Lenden fährt.
Man zahlt am Eingang keinen Eintritt,
sondern zieht sich aus.
Alles.
Jacke, Hose, Scham –
einfach weg.
Dann bist du drin.
Drinnen ist es warm,
schwül,
nach Schweiß und Parfüm
und purem Verlangen.
Überall Körper,
die sich finden,
verlieren,
wiederfinden.
Eine Frau mit roten Haaren kniet vor zwei Kerlen,
nimmt abwechselnd ihre Schwänze tief in den Mund,
während eine andere hinter ihr kniet
und mit der Zunge kreist,
als gäbe es kein Morgen.
Nebenan liegt ein Typ auf dem Rücken,
Beine breit,
und lässt sich von einem muskulösen Schönling
langsam, aber unnachgiebig aufspießen,
während eine zierliche Asiatin auf seinem Gesicht reitet
und sich stöhnend die Klitoris reibt.
Niemand schaut weg.
Alle schauen hin.
Alle wollen Teil davon sein.
Du stehst noch am Rand,
spürst schon, wie es in dir kribbelt.
Ich nehme deine Hand,
führe dich mitten rein.
Eine Hand greift nach deiner Brust,
eine andere schon zwischen deine Beine.
Du lässt es geschehen.
Warum auch nicht?
Hier gibt es keine Namen,
keine Vergangenheit,
keine Reue.
Nur Fleisch, das sich aneinander reibt,
Münder, die lecken,
Finger, die eindringen,
Schwänze, die pulsieren.
Jemand drückt dich auf eine alte Matratze,
spreizt deine Schenkel,
und bevor du Luft holen kannst,
ist schon eine Zunge da,
gierig,
versessen,
als hätte sie seit Jahren auf genau diesen Geschmack gewartet.
Ich knie mich hinter dich,
schiebe mich langsam in dich hinein,
während vor dir ein fremder Schwanz auf deine Lippen wartet.
Du nimmst ihn,
saugst,
lässt dich volllaufen mit dem Gefühl,
endlich nur noch Körper zu sein.
Rundherum stöhnt es,
keucht es,
klatscht es.
Sperma spritzt über Brüste,
Gesichter,
Bäuche.
Jemand kommt laut schreiend,
eine andere lacht nur,
weil sie gerade zum vierten Mal gekommen ist.
Es riecht nach Sex,
nach Freiheit,
nach dem, was wir alle eigentlich immer wollten,
aber nie laut sagten.
Später liegen wir alle erschöpft da,
verschwitzt,
verschmiert,
glücklich.
Kein Wort von Liebe,
kein Versprechen für morgen.
Nur das leise Nachbeben in den Muskeln
und das Wissen:
Das hier war echt.
Das hier war nötig.
Also komm.
Zier dich nicht länger.
Die Nacht ist jung,
die Körper sind hungrig,
und irgendwo da draußen wartet schon der nächste Raum
voller nackter, geiler, lebendiger Menschen,
die genau wie wir nur eins wollen:
endlich richtig ficken,
ohne Wenn,
ohne Aber,
ohne Ende.
Ich warte nicht ewig.
Aber ich weiß, du kommst.
Weil du es genauso willst wie ich.
Weil wir alle es wollen.
Weil das Leben viel zu kurz ist
für halbherzige Küsse
und brave Bettkanten.
Komm.
Lass uns Orgien feiern,
bis die Sonne wieder aufgeht
und wir trotzdem nicht aufhören.