Sehen
Leidenschaft - Weil es lätta schmeckt?
Mut zur Leidenschaft,
fordert mich ein Werbeslogan auf.
Und ich frage mich sogleich:
Warum braucht es Mut,
um leidenschaftlich zu sein?
Weil ich in Momenten der Leidenschaft
mehr als gewöhnlich von mir preisgebe?
Weil Leidenschaft Leiden schafft?
Süße Qual,
lustvolle Qual...
Warum nicht ein wenig leiden –
wenn man doch so süß belohnt wird?
Oder habe ich das völlig falsch verstanden
und der Slogan bezieht sich gar nicht
auf sexuelle Leidenschaft?
Mir ist ohnehin,
bis auf wenige Ausnahmen,
nicht klar,
was Margarine und Erotik
gemeinsam haben sollen...
Es erfordert sicherlich auch keinen Mut,
einer Sammelleidenschaft nachzugehen
oder leidenschaftlich gern Eis zu essen.
Laut Wikipedia ist Leidenschaft
eine das Gemüt völlig ergreifende Emotion,
die Formen der Liebe und des Hasses umfasst.
Vielleicht erforderte es wirklich Mut,
eine Feindschaft zu pflegen?
Leidenschaftlich zu hassen?
Hassen aber sollen andere –
wir wollen Liebe,
Erotik,
Sex.
Bewusst,
frech,
offen.
Unverkrampft miteinander umgehen –
über eine verunglückte Nummer
herzhaft lachen können,
sich vertrauensvoll
in die Arme des/der Geliebten fallen lassen,
man selbst sein.
Ja, ich gebe zu,
dazu braucht es doch manches Mal
ein kleines bisschen Mut.
Den sollten Sie aber in jedem Fall aufbringen.
Vor allem die Frauen.
(Er-)warten Sie nicht immer,
dass er die Initiative ergreift.
Nehmen Sie sich,
was Sie gelockt hat.
Wenn sich seine wundervolle Morgenerektion
um vier Uhr in der Früh
an Ihren Hintern schmiegt.
Kein Vorspiel,
kein Nachspiel –
der Lust leidenschaftlich
mit einem „Fick mich tief und schnell“ nachgeben,
um noch zwei Stunden bis zum Weckerklingeln
genüsslich,
entspannt weiter schlafen zu können.
Ja, Geliebter,
verschaff’ mir dieses Leiden –
aber bitte leidenschaftlich.
Bleiben Sie neugierig.