Sehen
Liebe ist ein seltsames Ding
Liebe ist ein seltsames Ding,
das mal zuschlägt
wie ein unerwarteter Regenschauer
und mal ausbleibt,
als hätte sie sich im Kalender vertan.
Viele Menschen jagen ihr hinterher,
nur um festzustellen,
dass sie sich nicht einfangen lässt
wie ein Schmetterling in einem Glas.
Stattdessen taucht sie auf,
wenn man am wenigsten damit rechnet –
vielleicht beim Einkaufen im Supermarkt,
wo ein Blick über den Obststand hinweg
alles verändert,
oder bei einer langweiligen Party,
die plötzlich spannend wird,
weil jemand den Raum betritt
und die Luft vibriert.
Doch Liebe kann auch täuschen.
Man denkt, da ist etwas Echtes,
etwas Bleibendes,
und dann zerfällt es
wie ein Kartenhaus bei der ersten Brise.
Wie oft haben Paare sich versprochen,
für immer zusammen zu sein,
nur um später festzustellen,
dass „für immer“ nur ein paar Monate bedeutet?
Die Enttäuschung schmerzt dann
wie ein Muskelkater nach zu viel Sport –
man schwört sich, nie wieder,
und doch probiert man’s irgendwann erneut.
Denn der Mensch ist optimistisch,
oder vielleicht einfach nur dumm.
Wer weiß das schon?
Manchmal kommt Liebe zu spät,
wenn das Leben schon seine Bahnen gezogen hat.
Stell dir vor,
du triffst die Person, die perfekt passt,
aber du bist schon verheiratet,
hast Kinder
oder bist einfach zu müde
von all den Fehlschlägen davor.
Dann sitzt man da
und fragt sich:
Warum jetzt?
Warum nicht früher?
Aber Beschwerden nützen nichts;
Liebe hört nicht auf Zeitpläne.
Sie ignoriert Kalender und Uhrzeiten,
kommt unangemeldet
und geht manchmal genauso abrupt.
Und dann gibt’s die Fälle,
wo Liebe durch den Magen geht.
Ja, das alte Sprichwort stimmt oft.
Ein gemeinsames Essen,
ein geteilter Wein –
plötzlich blüht etwas auf,
das vorher nicht da war.
Aber wehe, wenn’s schiefgeht:
Ein schlechtes Date mit ungenießbarem Essen
kann die ganze Sache versauen.
Oder denk an die,
die in ihrer Liebe blind sind,
alles verschwommen sehen,
weil sie idealisieren,
was gar nicht da ist.
Am Ende wachen sie auf
und fluchen sich selbst.
Andere klammern sich an Liebe,
die sie betrügt.
Treue wird versprochen,
aber heimlich gibt’s Affären,
Lügen stapeln sich.
Die Betrogenen hoffen oft,
dass es aufhört,
dass die Liebe bleibt,
trotz allem.
Sie verfluchen den Partner täglich,
beten innerlich,
dass er oder sie zurückkommt.
Aber Liebe lässt sich nicht zwingen.
Kein Zauberspruch,
kein Trick bringt sie herbei,
wenn sie nicht will.
Sie ist unabhängig,
wild,
ungezähmt.
Trotzdem:
Liebe kommt oft unverhofft.
In den unerwartetsten Momenten,
bei den ungewöhnlichsten Menschen.
Vielleicht nach einer Trennung,
wenn man denkt, das war’s,
und plötzlich steht da jemand,
der alles neu macht.
Nicht immer, klar,
aber oft genug,
um dran zu glauben.
Manche nennen das Schicksal,
andere Zufall.
Egal, wie man’s dreht –
Liebe ist chaotisch,
schön,
schmerzhaft
und unvorhersehbar.
Und genau das macht sie aus.
Wer sie sucht,
findet sie vielleicht nicht.
Wer aufhört zu suchen,
stößt vielleicht drauf.
So läuft’s halt.
Am Ende bleibt die Frage:
Lohnt sich der Aufwand?
Die Höhen und Tiefen,
die Freuden und Tränen?
Ja, wahrscheinlich.
Denn ohne Liebe
wäre das Leben fade,
wie ein Essen ohne Gewürze.
Sie bringt Farbe rein,
lässt Herzen schneller schlagen,
weckt Gefühle,
die man sonst nicht kennt.
Auch wenn sie entfleucht,
enttäuscht
oder zu spät kommt –
sie ist es wert.
Oder zumindest hoffen wir das alle.