Sehen

lyrische Verwirrung

Luiz Goldberg

Ach du heilige Scheiße,
was ist denn hier los?

Ich sitze vor meinem Bildschirm,
suche eigentlich nur einen simplen Fick fürs Hirn,
einen kleinen geilen Text,
der mich durch den Abend trägt,

und plötzlich finde ich mich
in einem verdammten Kuh-Krematorium wieder.

Kühe verglühen in der Düne!
Nicht etwa grillen, nein, verglühen,
als hätte jemand einen Haufen Rindviecher
mit einem Flammenwerfer bearbeitet
und dann in die Sahara gekippt.

Daneben graben sich Raben ein,
aber nicht friedlich in die Erde,
nein, unter Schaben,
als gäbe es da einen unterirdischen Insektenpuff,
in dem gefiederte Perversionen stattfinden.

Ich stelle mir vor,
wie so ein Rabe mit seinem schwarzen Schnabel
in eine Kakerlake eindringt
und dabei krächzt:
„Tiefer, du Schabracke!“

Das Licht, dieses arrogante Arschloch,
weigert sich standhaft,
sich unter mein Gesicht zu stellen.

Kein Spotlight für den Star,
kein softer Schimmer auf meine Wangen, nichts.

Stattdessen hängt es da oben rum
wie ein impotenter Mond,
der zwar leuchten will,
aber einfach nicht die Eier dazu hat.

Und ich?
Ich hab das leichte Gefühl –
nein, nicht leicht,
eher das Gefühl eines fetten Elefantenbullen,
der mir auf die Hoden tritt –,
mich im Gewühl der Poesie verirrt zu haben.

Poesie!
Dieses verdammte Bordell aus Wörtern,
wo jeder Satz eine Nutte ist,
die einem erst die Hose runterzieht
und dann mit Reimen in den Arsch kneift.

Man geht rein, denkt: „Wird schon geil“,
und kommt raus mit einem Gedicht im Kopf,
das sich anfühlt wie ein Kater nach billigem Rotwein.

Zu schwül ist es hier drin,
die Luft klebt wie Sperma an der Decke,
und ich schwitze mich durch Metaphern,
die keiner braucht.

Ich wollte doch nur einen klaren Gedanken,
einen harten, direkten Satz,
der mich nimmt, ohne Vorspiel.

Stattdessen lande ich
in einem surrealen Fickfest
aus verbrennenden Kühen,
grabenden Raben
und Licht, das sich benimmt
wie eine Jungfrau beim ersten Mal.

Mein Hirn ist ein Puff,
in dem die Türen offen stehen,
die Betten quietschen
und niemand kommt,
weil alle nur dichten statt poppen.

Und wisst ihr was?

Vielleicht ist genau das der Witz.

Vielleicht ist Verwirrtheit
der ultimative Orgasmus der Sprache –
wenn nichts mehr Sinn ergibt,
wenn Kühe verglühen
und Raben sich in Schaben vergraben,
dann bist du endlich frei.

Dann kannst du einfach daliegen,
verschwitzt, verwirrt,
mit einem Grinsen im Gesicht
und denken:
Scheiße, war das geil.

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