Sehen

mein ganz persönlicher Albtraum

Charles Haiku

Es war eine jener Nächte,
in denen der Alkohol die Grenzen verwischt
und die Vernunft in den Keller schickt.

Ich, ein Mann Mitte dreißig,
der sich für einen Kenner weiblicher Reize hielt,
stolperte in eine Bar am Rande der Stadt.

Die Lichter flackerten wie defekte Neonherzen,
und der Bass dröhnte wie ein ferner Herzschlag.

Dort saß sie:
eine langhaarige Dame
mit einem Gesicht, das Engel neidisch machen konnte.

Hohe Wangenknochen,
volle Lippen,
Augen wie tiefe Seen,
in denen man ertrinken wollte.

Sie lächelte,
und ich war verloren.

Kein Wort über Gewicht,
kein Hinweis auf die Wahrheit
unter den wallenden Kleidern,
die wie ein Vorhang aus Seide und Täuschung fielen.

Sie trug ein langes, fließendes Gewand,
das ihre Silhouette umspielte,
als wäre sie eine Göttin aus einem alten Gemälde.

Ich kaufte Drinks, wir lachten,
und bald landeten wir in meinem Apartment,
wo die Luft schwer von Parfüm und Erwartung hing.

Die Tür fiel ins Schloss,
und sie begann sich auszuziehen.

Langsam, verführerisch,
als wollte sie die Spannung steigern.

Das Kleid glitt zu Boden,
und darunter kam nichts zum Vorschein,
was ich erwartet hatte.

Keine schlanke Taille, keine festen Kurven –
stattdessen eine Lawine aus Fleisch,
hundertzwanzig Kilo,
die sich wie eine warme, wogende Masse aufbaute.

Sie hatte es geschickt versteckt,
unter Schichten von Stoff,
die nun wie Lügen am Boden lagen.

Ihr Körper war ein Monument der Fülle:
Brüste, die wie überreife Früchte hingen,
ein Bauch, der in Wellen rollte,
Schenkel, die sich aneinander rieben
wie Kontinente in Bewegung.

Fiebrig geil, mit glänzenden Augen,
wuchtete sie sich auf mich.

Ich lag da, nackt und starr vor Schock,
als diese Masse mich unter sich begrub.

Ihr Gewicht presste die Luft aus meinen Lungen,
ihre Haut klebte schweißnass an meiner,
und jeder Atemzug wurde zu einem Kampf.

Jegliches erotische Interesse erstickte mit einem Schlag –
poof, weg,
als hätte jemand eine Kerze ausgepustet.

Mein Schwanz, der zuvor vor Vorfreude gestanden hatte,
schrumpfte zu einem schlaffen Wurm,
der sich in Panik verkroch.

Aber ich war höflich.

Zu höflich.

In meinem Kopf rasten Gedanken:
Was, wenn sie weint?
Was, wenn sie sich beleidigt fühlt
und die Nacht ruiniert?

Also spielte ich mit.

Ich fickte diesen Fettkloß,
wie sie es nannte –
nein, wie ich es später nannte,
in stiller Verzweiflung.

Meine Hände versanken in weichem Fleisch,
das sich anfühlte wie Teig,
der nie gebacken werden wollte.

Sie stöhnte, wand sich,
ritt mich wie ein wildes Tier,
das seine Beute verschlingt.

Jeder Stoß war eine Qual:
Ihr Gewicht drückte mich in die Matratze,
ihre Brüste klatschten gegen mein Gesicht,
erstickten mich fast.

Schweiß tropfte,
mischte sich mit meinem Ekel,
und ich pumpte mechanisch,
aus reiner Höflichkeit,
bis zum bitteren Ende.

Sie kam mit einem triumphierenden Schrei,
der die Wände erzittern ließ,
und ich folgte,
nicht aus Lust,
sondern aus Pflicht –
ein trockener, gequälter Orgasmus,
der sich anfühlte wie Verrat an mir selbst.

Danach lag sie da, schnarchend,
ein Berg aus Fleisch neben mir.

Ich starrte an die Decke,
ekelte mich vor mir selbst.

Wie hatte ich das zugelassen?

Mein persönliches Armageddon:
Eine Frau, die schön begann
und in einem Albtraum endete.

Seitdem meide ich Bars,
meide wallende Kleider,
meide Höflichkeit im Bett.

Ich schäme mich noch heute,
wenn ich daran denke –
der Mann, der aus Nettigkeit
seinen eigenen Untergang besiegelte.

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