Sehen
nicht zu begreifen
Du sitzt in einem Café,
nippst an deinem Kaffee,
und plötzlich betritt sie die Bühne des Lebens.
Eine Frau, die alles verkörpert,
was du dir je erträumt hast.
Ihre Lippen voll und einladend,
als wollten sie Geheimnisse flüstern,
die nur für dich bestimmt sind.
Der Gang geschmeidig, wiegend,
jeder Schritt eine Provokation,
die die Luft zum Vibrieren bringt.
Eine Augenweide, ja,
mit Kurven, die sich unter dem Stoff abzeichnen,
als hätte ein Künstler sie extra für deine Fantasien modelliert.
Und dann der Charme –
sie lacht, und es klingt wie Musik,
intelligent, witzig,
mit einem Funkeln in den Augen,
das zeigt:
Diese Frau hat Hirn, Feuer und Seele.
Du starrst hin, unfähig, wegzuschauen.
Dein Puls rast,
dein Verstand malt Szenarien:
Du sprichst sie an,
sie dreht sich um,
erkennt in dir den Helden,
den sie immer gesucht hat.
Gemeinsam verschwindet ihr in der Nacht,
erkundet Körper und Gedanken,
bis der Morgen graut.
Sie wäre perfekt –
leidenschaftlich im Bett,
treu an deiner Seite,
eine Partnerin, die dich hochhebt,
statt runterzuziehen.
Doch dann der Schlag ins Gesicht.
An ihrem Arm hängt er.
Der Typ.
Eine totale Pfeife.
Nichts Sagend,
langweilig wie ein grauer Regentag.
Er murmelt Belangloses,
kaut mit offenem Mund,
hat einen Bauchansatz,
der von zu vielen Bieren zeugt,
und einen Job,
der klingt wie "irgendwas mit Versicherungen".
Kein Stil, kein Witz, kein Feuer.
Er stolpert über seine eigenen Füße,
während sie ihn anlächelt,
als wäre er der König der Welt.
Was zur Hölle?
Du fragst dich:
Was hat er, was ich nicht habe?
Mehr Geld?
Einen größeren... na ja, du weißt schon.
Oder ist es Schicksal,
dass die Guten immer an die Falschen geraten?
Du siehst zu, wie sie gehen,
Hand in Hand.
Dein Kaffee wird kalt,
deine Laune sinkt in den Keller.
Frust nagt an dir wie ein alter Feind.
Warum sie?
Warum nicht ich?
In deiner Fantasie hättest du sie erobert,
sie zum Stöhnen gebracht,
sie glücklich gemacht.
Stattdessen siehst du nur seinen Rücken –
breit, aber leer.
Solche Gedanken plagen jeden Mann irgendwann.
Sie kommen nachts, wenn du allein bist,
oder tags, bei der nächsten Begegnung.
Die Welt scheint ungerecht:
Die Traumfrauen mit den Langweilern,
die Pfeifen mit dem Jackpot.
Du baust Muskeln auf,
liest Bücher,
übst Smalltalk –
und nichts.
Er?
Wahrscheinlich hat er sie einfach gefragt,
ohne zu grübeln.
Am Ende bleibst du sitzen,
starrst in die Leere.
Vielleicht ist es Glück, vielleicht Timing.
Oder sie mag eben Pfeifen,
weil sie stabil sind, nicht kompliziert.
Du stehst auf, zahlst,
gehst raus in die Stadt.
Die nächste Augenweide wartet vielleicht um die Ecke.
Aber der Stachel bleibt:
Was hat er, was ich nicht habe?