Sehen

Reine Laune

Ferdinand Freiherr von der Ferne

Es muss wohl nach unserer literarischen Veranstaltung gewesen sein.
Wir saßen mit Melli und ihrem aktuellen Lover
am Bühnenrand zusammen
und reflektierten unseren Auftritt.
Bis Roxane auftauchte,
die Melli und auch uns anderen
in extrovertierter Manier begrüßte.
(Melli hatte mir den Tag zuvor
Verschärftes von Roxanes skrupellosem Sexualverhalten erzählt.)
Roxane begrüßte uns
durch lautes Lachen,
von obszönen Bemerkungen begleitet.
Das gehört offenbar zu ihrem Stil.
Und im nächsten Moment
kam sie mir körperlich näher,
setzte sich ganz nah zu mir,
fast schon auf meinem Schoß
und versuchte mich
mit frivolen Bemerkungen und Gesten herauszufordern.
Ich war gerade in ähnlicher Laune
und machte ihr Spiel gerne mit,
forderte sie ebenfalls heraus,
indem ich anmerkte,
dass allein durch Sprüche nichts bewiesen sei.
Das wollte sie wohl so nicht stehenlassen.
(War ihr Ruf vielleicht gefährdet?)
Sie stand auf,
nahm mich rigoros bei der Hand
und kündigte was von „zur Toilette mit mir gehen“ an.
Huch, dachte ich –
sie macht wohl ein wenig ernst…
Und in der Tat
zog sie mich kurzerhand
in die Damentoilette rein,
schritt mit mir,
mich noch immer fest an der Hand haltend,
an einigen Damen vorbei
und schnurstracks auf eine offene Kabine zu,
drückte mich mit dem Gesicht zur Wand,
direkt über der offenstehenden Kloschüssel,
so dass ich meine Hände vor mir
an die Wand abstützen musste.
„Beine breit!“,
befahl sie laut.
Ich kam dem selbstverständlich nach
und fand die Situation bis hierhin
recht aufregend.
Was mir nicht entging,
war die Tatsache,
dass sie die Kabinentür bewusst offen stehen ließ,
denn ich gewahrte rückblickend
aus dem Augenwinkel
einige junge Frauen,
die sich unser Schauspiel genüsslich anschauten.
Hin und wieder versuchte ich
auch meinen Kopf ganz umzudrehen,
um Roxane und die Frauen voll anzuschauen,
aber Roxane ließ es nicht zu,
vielmehr schalt sie mich,
nur zur Wand zu schauen,
und schon hantierte sie
von hinten an meine Gürtelschnalle
und im Nu zog sie mir
meine Jeans mitsamt der Unterhose
runter bis auf meine Knöchel.
Ach je, jetzt geht’s wohl los…
dachte ich,
nicht besonders erotisch stimuliert.
Ich spürte die nackte Haut
meiner Beine und meines Hinterteils,
und besonders die Haut meines Geschlechtes,
das bereit war sich aufzurichten.
Was mir spontan durch den Kopf ging,
war natürlich,
dass sie mir jetzt wohl von hinten einen runterholt…
Aber nein,
sie klatschte mir nur
mit der flachen Hand schmerzhaft
auf die Arschbacken.
Ob ich aufgeschrien habe,
weiß ich nicht.
Mir war nur klar,
dass uns weiterhin junge Frauen zuschauten.
Und statt mir,
wie ich hoffte,
von hinten einen runterzuholen,
griff sie einmal fest in meine Hoden –
seltsamerweise ohne dass es schmerzte –
und umklammerte dann
meinen inzwischen erigierten Penis
und machte lediglich ein paar „Runterhol-Tätlichkeiten“,
aber die waren eher demütigenden Charakters.
Das war’s dann auch schon.
Sie wollte mich offensichtlich
so stehen lassen
und allein rausgehen,
aber ich hab’s schnell begriffen
und rief ihr,
sie solle mich gefälligst mitnehmen.
Und so beobachtete sie mich
mit ein, zwei weiteren jungen Frauen,
wie ich mir schnell die Hose wieder hochzog,
den Gürtel festschnallte
und Hand in Hand mit Roxane
die Damentoilette wieder verließ…
Die anderen hatten natürlich
gespannt auf uns gewartet
und erwarteten nun
einen ausführlichen Bericht.
Und da Roxane keine Anstalten
in diese Richtung machte,
war ich es,
der der prustenden Clique
einen kurzen Rapport ablieferte.
Roxane stand, bzw. saß dabei,
also konnte ich nicht von der Wahrheit
zu meinen Gunsten abweichen.
Somit waren die Lacher nicht auf meiner Seite.
Aber was soll’s,
ich sagte,
es sei immerhin sehr amüsant gewesen –
und eine interessante Erfahrung,
mit einer so –
ich schaute in Roxanes Gesicht –
attraktiven, selbstbewussten Dame…

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