Sehen
Salsa Fieber
Ein Musical-Abend,
wie er erotischer nicht hätte sein können.
„Lady Salsa“ gastierte im hohen Norden.
Feurige kubanische Tänzerinnen und Tänzer
tanzten für das scheinbar eher leidenschaftsarme
norddeutsche Publikum
mit der ihnen angeborenen karibischen Lebensfreude.
„Right hand on your head,
left hand at your hips –
and shake your booty!“,
wurden wir mit diesem rrrollenden Kuba-Englisch
zum Mitmachen aufgefordert.
Manch eine Dame im Publikum
(ja, ich zähle mich auch dazu!),
und selten auch ein Exemplar der männlichen Spezies,
ließ sich zu ekstatischen Bewegungen
und Jubelschreien hinreißen,
was lediglich mit stirnrunzelndem Seitenblick,
des aus der norddeutschen Tiefebene stammenden Publikums,
bedacht wurde.
„Guantanamera“ singend,
beckenkreisende Männer
und hüftschwingende Salsa-Lady’s im Kopf,
verließ ich das Musical-Theater.
Noch in Bewegungslaune
suchte ich eine hiesige Diskothek auf,
in der – oh, Zufall –
eine Salsa-Nacht stattfand.
Cuba Libre oder ein Glas Sekt
auf Kosten des Hauses
und alles kleine Shakiras oder Ricky Martins
auf der Tanzfläche.
Kulturschock!
Das hatte mit der rhythmischen Leichtigkeit
des kubanischen Tanzensembles
nun so gar nichts gemein.
Eine Zeitlang frönte ich der eigenen Tanzlust,
ohne weiter auf die sich produzierenden Mittänzer
zu achten.
Mit zunehmendem Alkoholkonsum
schwanden jedoch jegliche Hemmungen.
Junge Frauen –
und auch die nicht mehr ganz so jungen –
versuchten ihre Becken und Hüften
lasziv kreisen zu lassen,
mancher Jüngling tanzte primatengleich
quer über die gesamte Tanzfläche
und ältliche Herren –
Typ dauerwellengelockter Endvierziger –
hüpften unrhythmisch im zuckenden Stroboskoplicht,
den Blick Beifall heischend
auf das am Rand stehende Publikum werfend.
Als dann auch noch
das zum Einheizen engagierte,
brasilianisch anmutende Tanzquartett
zu einer Polonaise aufforderte,
war es endgültig Zeit zu gehen.
Gehen auch Sie –
hinaus in die Welt…
und immer hübsch treu bleiben,
vor allem sich selbst.