Sehen

Schade, wie Schade

Charles Haiku

Schade,
wirklich schade.

Da stehst du in der Disco,
der Bass hämmert dir in die Nierengegend,
und plötzlich schiebt sich diese Blonde durch die Menge.

Hübsches Gesicht,
braune Augen,
die dich anfixieren
wie ein Jagdhund die Beute,
und vor allem: Holz vor der Hütte.

Kein Sparprogramm,
sondern zwei handfeste Argumente,
die sich unter dem engen Top abzeichnen
und sagen:
„Komm doch mal näher,
wenn du dich traust.“

Man schluckt,
stellt sich vor,
wie man später mit diesen Prachtstücken spielt,
sie knetet,
daran saugt,
bis die Trägerin leise wimmert
und die Beine breit macht.

Doch dann geht’s auf die Tanzfläche.

Und peng –
die Illusion zerplatzt
wie eine Seifenblase an einem Stacheldrahtzaun.

Die Frau hat zwei linke Füße,
die offenbar aus Beton gegossen sind.

Sie stampft,
als wollte sie den Boden plattmachen,
schlenkert mit den Armen
wie ein betrunkener Krake
und findet den Takt ungefähr so sicher
wie ein Blinder die Klobrille im Dunkeln.

Ihre Hüften kreisen nicht,
sie schleifen.

Ihr Arsch wackelt nicht lasziv,
er holpert.

Es sieht aus,
als hätte jemand einen Sack Kartoffeln
an einen Besenstil gebunden
und „Go-go-go!“ gerufen.

Und genau da merkst du es:
Wer nicht tanzen kann,
kann auch nicht ficken.

Punkt.

Tanzen ist der vertikale Probelauf
fürs Horizontale.

Wenn sie schon aufrecht nicht im Stande ist,
ihren Körper mit dem Rhythmus zu vereinen,
wie soll das dann später liegen?

Da kommt nichts Elegantes,
nichts Fließendes,
nichts, das dich um den Verstand vögelt.

Stattdessen liegst du dann auf ihr drauf
und es fühlt sich an
wie Sex mit einem kaputten Trampolin:
viel Geruckel,
null Schwung,
und am Ende hast du Muskelkater
an Stellen,
wo eigentlich nur Lust sein sollte.

Man könnte ihr natürlich beibringen wollen,
wie man die Hüften kreisen lässt,
bis der Mann Sternchen sieht.

Könnte ihr zeigen,
wie man sich langsam runterbeugt,
den Arsch rausstreckt
und dabei die Schenkel spreizt,
als wäre das das Normalste der Welt.

Könnte ihr die Zunge in den Nacken hauchen
und flüstern:
„Spürst du das?
So machst du’s später auch mit mir –
nur ohne Stoff dazwischen.“

Aber nein,
sie lacht nur dümmlich,
tritt dir auf die Zehen
und glaubt,
das wäre „total locker drauf“.

Schade.
Echt schade.

Die Titten waren erste Sahne,
der Mund sah aus,
als könnte er Wunder vollbringen,
und der Rest schrie förmlich
nach einer Nacht,
in der die Matratze Feuer fängt.

Aber wenn schon das Vorspiel auf der Tanzfläche scheitert,
kannst du den Hauptakt gleich vergessen.

Dann doch lieber nach Hause gehen,
Porno an,
Hand drauf
und sich vorstellen,
wie es hätte sein können –
mit einer,
die weiß,
wie man sich bewegt.

Die tanzt,
als würde sie schon nackt sein.

Die einen so ran nimmt,
dass einem die Luft wegbleibt.

Denn mal ehrlich:
Guter Sex ist nichts anderes
als Tanzen ohne Hose.

Und wenn sie das nicht draufhat,
bleibt eben nur die bittere Erkenntnis:
Schade,
Schade,
wirklich verdammt schade.

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